Vor einigen Jahren nahm ich an einem Programm teil, indem sich die TeilnehmerInnen alle zwei Wochen in einer Mastermind-Gruppe trafen, um aktuellen Herausforderungen zu besprechen. Wir waren alle Unternehmerinnen und es gewohnt, ordentlich Gas zu geben. Dennoch machten wir bei einem Programm von mit, in dem es so gar nicht um harte Daten und Fakten ging. Sondern es ging darum, dahinter, zum eigentlichen Ursprung unserer Probleme, zu blicken.
Eine Teilnehmerin erzählte einige Male, dass sie sich in einer Art Vakuum befindet. Sie war/ist Schauspielerin und ihr altes Programm, das damals nur so aus ihr heraussprudelte, lief zwar gut, aber eigentlich möchte sie ein neues Programm schreiben. Nur diesmal, wollte es nicht aus ihr heraus. Sie kam nicht in den Flow, in den kreativen Fluss. Was sie ziemlich frustrierte.
Eine andere Teilnehmerin, ebenfalls eine sehr erfolgreiche Unternehmerin, befand sich ebenfalls in einer Umbruch-Phase. Sie überlegte sich neu zu orientieren und etwas Neues zu starten. Sie gönnte sich gerade eine Ruhe-Pause.
Eine dritte Teilnehmerin hingegen hatte ihre Still-Stand-Phase gerade hinter sich gebracht. Nach einer langen Auslandsreise kam sie 2 Monate lange nicht in Fahrt. Erst nach einer Weile merkt sie, dass sie wieder Spaß an der Sache hatte. Aber in diesen zwei Monaten des „Wartens“ kamen ihr immer wieder Zweifel, wie es nun bei ihr weitergehen solle und ob sie überhaupt je wieder ins Tun käme.
Und wenn du mich schon eine Weile verfolgst, dann ist dir sicher nicht entgangen, dass auch ich mich eine Weile mit meinem eigenem Monster herumgeschlagen habe.
Wenn wir im Nebel sitzen
Wir alle haben diese Erfahrung schon mal gemacht, vielleicht befindest du dich jetzt gerade in so einer Situation.
Wenn das Gefühl hochkommt, dass wir uns im Kreis drehen. Nicht wissen, in welche Richtung wir gehen sollen. Kaum machen wir einen Schritt nach vorn, meinen Ja – jetzt sehen wir den Weg, fallen wir im nächsten Augenblick zwei Schritte zurück, weil wieder tausend Fragen auftauchen, Zweifel uns überfallen und wir scheinbar gar nichts mehr wissen.
Ja, wir haben das Gefühl in einer dicken Nebelwand zu sitzen, die uns komplett die Sicht nimmt. Zwar lichtet sie sich manchmal, aber zumeist stiftet sie vor allem Verwirrung und wirkt bedrohlich.
Solche Nebel-Monster tauchen oft auf, wenn wir uns im Wandel befinden. Wir über einen neuen Weg nachdenken. Wenn wir feststellen, dass der Alte so nicht mehr passt und wir uns neu orientieren sollen.
Diese Phase der Neu-Orientierung erinnert mich an den Zustand der Transformation der Raupe zum Schmetterling. Bevor sich ein wunderbarer Falter entwickelt, verbringt die Raupe zuerst einige Wochen in einem ruhigen Zustand als Puppe, abgeschirmt von der Außenwelt in einem Kokon. Das Tier nimmt sich die Zeit für seine Transformation. Schneller geht es nun mal nicht.
Die Stimmen von außen
Zurück zu unserem Meeting. Eine von uns erzählte von ihrem Vater. Wie der ihr immer gut zuredete, endlich wieder vernünftig zu werden und sich einen Brot-Job zu suchen. Das mit der Unternehmerei war ein nettes Spiel – aber bitte komme doch jetzt wieder zur Besinnung.
Wir alle haben einen Vater, Mutter, Partner, Freund, der uns mit guten Ratschlägen, weisen Tipps oder Drohgebärden zur Seite oder im Weg stehen. Wenn sie nicht im Außen auftauchen, dann erscheinen sie uns gerne als Gespenster in unseren Gedanken oder Träumen. Gerne werde sie von uns auch mit Namen getauft: Die Kritische, der Ängstliche, die Sorgsame und so weiter.
Über Jahre hinweg tragen wir sie brav in unserem Kopf spazieren. Du musst etwas Gescheites tun. Du darfst dich nicht so gehen lassen. Du wirst komplett versumpfen und gar nicht mehr ins Tun kommen. Warte nur, wenn du dich an das süße Nichtstun erst gewöhnst, dann kommst du gar nicht mehr von der Couch hoch. So oder so ähnlich plappert unser inneres Team unaufhörlich auf uns ein.
Wenn doch die Stimmen so laut sind, haben sie nicht vielleicht doch recht?
Nein!
Oder kannst du dir vorstellen, dass andere Schmetterlinge um die Puppe herumfliegen und ständig rufen „Komm beeil dich. Stell dich nicht so an. Hänge da nicht so faul herum, sondern mach endlich etwas Sinnvolles!“ Oder dass die angefeuerte Puppe Gas gibt, damit sie sich schneller transformiert? Die Puppe im Kokon denkt sich auch nicht „Jetzt sollte ich aber endlich was Gescheites tun.“
Nein, das ist wirklich nicht vorstellbar.
Warum also müssen wir Menschen ständig bereit und voller Tatendrang sein? Warum dürfen wir uns keine Verschnaufpause gönnen? Ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil wir mal einen Gang zurückschalten?
Vertrauen
Wir alle sind mit einem sehr gesunden System ausgestattet worden. Stelle dir nur ein Baby vor. Das weiß ganz genau, was es jetzt gerade braucht. Es weiß, wann der richtige Zeitpunkt zum Krabbeln ist, wann und wie es die ersten Schritte machen kann. Da braucht es keine Einsager von außen.
Diese innere Weisheit, diese innere Kraft, haben auch wir in uns. Sobald wir eintauchen in die Möglichkeit, dass es da eine innere Stimme gibt, die uns führt, die unser GPS ist, die es nur gut mit uns meint und immer für uns da ist, stellen wir fest, dass sie ganz genau weiß, was das Richtige für uns ist.
Nur leider wurde sie im Zuge unseres Erwachsen-Werdens mehr und mehr nach hinten gedrängt und teilweise zum Schweigen gebracht.
Wir haben gelernt, dass es viel wichtiger ist, im Außen gut dazustehen, eine Rolle einzunehmen und gut zu funktionieren. Was allerdings dazu führt, dass wir unsere eigene, innere Stimme gar nicht mehr hören und das Vertrauen in sie verlieren.
Dann brauchen wir die „Einsager“ von außen. 5 Tipps, wie wir gesünder, besser, erfolgreicher, fitter, reicher werden. Aber die Stimmen von außen geben uns zwar gute Tricks und Ratschläge. Es sind aber immer nur Tipps, die bei dem Verfasser/der Verfasserin gut funktioniert haben. Vielleicht haben sie bei ihm oder ihr so gut geklappt, weil sie auf ihre innere Stimme gehört haben.
Ob es allerdings auch das Richtige für dich ist, weißt nur du selbst. Der Prozess des (wieder) Vertrauen ist manchmal ein langsamer. Aber es lohnt sich, diesen Weg zu gehen. Denn je mehr wir auf unsere Stimme hören, sie wahrnehmen und ihr folgen, umso größer wird unser Vertrauen in sie. Und in das System Mensch, dass einwandfrei funktioniert. Bei dir. Bei mir. Bei uns allen.
Wie erkennen wir, ob es unsere innere Weisheit ist oder nur GedankenWirr-Warr?
Durch diesen enormen Input von außen, läuft unsere Gedanken-Maschinerie auf Hochtouren und versucht alle Informationen zu sortieren und zu filtern. Im Gegenzug bombardiert sie uns mit einer Flut an Gedanken, zumeist widersprüchlichen. Tu das. Tu jenes. Tu mehr. Tu weniger. Wie sollen wir da erkennen, ob es unsere Gedanken sind oder ob gerade unsere Weisheit zu uns spricht?
Von Steven Spielberg gibt es ein interessantes Video (Link). Er sagt, dass diese Stimme sehr leise ist. Eigentlich flüstert sie. Und genau das ist. Die innere Weisheit ist sehr leise. Sie ist nicht zu hören, wenn wir lautstark die Werbetrommel rühren und Tschakka rufen. Sie ist auch nicht zu hören, wenn wir uns im ständigen Wettkampf nach mehr, größer, besser, höher und schneller befinden.
Unsere innere Weisheit
- Spricht sehr leise oder flüstert gar nur
- Kennt ganz genau den nächsten Schritt
- Diskutiert nicht
- Hat keine Sorgen vor der Zukunft
- Lässt die Vergangenheit ruhen
- Bewertet nicht
- Weiß, dass du alles hast, was du für dein Wohlbefinden benötigst
- Vermutet nicht, sondern weiß
- Ist immer da
- Nimmt alles nicht so ernst
Von innen nach außen
Auch wenn wir irgendwann verlernt haben, unserem eigenen GPS zu vertrauen, ist die Entscheidung ein Leben von innen nach außen zu führen, jene, die uns das größte Wohlbefinden bringt. Aber sie hat noch mehr im Gepäck. Da ist auch Gesundheit, Erfolg, Sicherheit und noch vieles mehr.
Das mag dir jetzt im ersten Moment wie eine Wunderwaffe vorkommen. Ja, das ist es auch. Den Schritt zu wagen und diesen Weg zu gehen, macht vielleicht im ersten Moment Angst. Sobald du jedoch den Mut aufbringst und siehst, was alles passiert, wenn du dir selbst vertraust, wirst du dich fragen, warum du nicht schon viel früher damit begonnen hast.
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