Ins Umsetzen kommen, Silvia Chytil
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Voriges Wochenende nahm ich an einer 2-tägigen Veranstaltung teil. Inhalt: Marketing und Sichtbarkeit für UnternehmerInnen. Immer ein spannendes Thema und ganz gleich, wie viel ich über dieses Thema schon gehört habe, ich lerne immer Neues dazu.

Da es online stattgefunden hat, waren wir angehalten, Dinge, die wir gehört haben, sofort umzusetzen. Nicht lange aufschreiben, sondern ins Tun kommen.

Was ich spannend fand und für mich genau richtig war, weil ich von mir selbst weiß, zuerst aufschreiben und dann irgendwann tun, funktioniert so gut wie nie. Meistens okkupiert mich mein Alltag dann viel zu sehr, dass ich aufschiebe und aufschiebe und letztendlich nie mache.

Während ich fleißig am werken war, gab es aber doch einige UnternehmerInnen, die einfach nicht ins Tun kamen. Und ich gestehe – bei einer Aufgabe ging es mir genauso.

Ich bin nach dem Seminar in mich gegangen und habe überlegt, was die Gründe sind, warum manche Menschen nicht ins Umsetzen kommen.

Diese 4 Gründe habe ich gefunden:

 1. Sie übernehmen keine Verantwortung

Sehr oft lief es während des Seminars folgendermaßen ab: Der Vortragende gab uns eine Aufgabe und die meisten machten sich dran, diese zu erledigen. Ohne viel darüber nachzudenken, sie taten einfach.

Und dann gab es jene, die 1 Million Fragen hatten: Mache ich das so oder so? Wenn ich das so mache, was passiert dann? Sollte ich es nicht besser so machen?

Natürlich verstehe ich die Unsicherheiten, die dahinterstecken: Angst Fehler oder was Falsches zu machen. Sie erwarten, dass jemand hinter ihnen steht und sie dann entweder lobt oder tadelt – je nachdem, wie das Ergebnis ist.

Das ist jedoch eher ein Verhalten, dass zu Angestellten passt.

UnternehmerInnen haben niemanden, der ihnen sagt, wie sie etwas tun sollen oder welche Konsequenzen/Ergebnisse zu erwarten sind. Das ist auch gut so, denn deshalb haben wir uns ja auch selbstständig gemacht. Damit wir selbst entscheiden können, was wir tun wollen.

Was aber bedeutet, dass wir die Verantwortung für unser Tun übernehmen müssen. Trainer:innen, Coaches, Berater:innen, Vortragende können gute Tipps geben, Anleitungen und bewährte Tricks weitergeben – aber dann heißt es selbst ausprobieren. Und dabei auch das eine oder andere Mal auf die Nase fallen.

2. Sie trauen sich nicht, unvorbereitet eine neue Sache auszuprobieren

Da hat es mich erwischt. Wir hätten ohne Vorbereitung 1 Minute über ein Thema sprechen sollen.

Jetzt bereite ich mich mittlerweile auf meine Themen so gut wie nie vor, ich lasse mich von meiner inneren Weisheit führen und vertraue darauf, dass mir die richtigen Worte im jeweiligen Moment einfallen werden.

Da allerdings habe ich gekniffen. Und meine Angst dahinter war ganz klar: Angst, dass mir dann nichts „Sinnvolles“ einfällt. Hier habe ich nicht auf meine innere Weisheit vertraut. Was schade war, denn mir ist damit eine große Chance entgangen. Sowohl zu lernen als auch an einem spannenden Projekt mitzuarbeiten.

Ja, der Zweifel, ob wir das können, es richtig machen und der Sache gewachsen sind, ist leider ein Killer für spontanes Umsetzen.

Natürlich könnte ich mich jetzt auch noch lange darüber ärgern und nach Gründen suchen, warum ich nicht mitgemacht habe. Oder aber ich lache über mich und meine Feigheit und gehe einfach weiter meinen Weg.

3. Sie „unternehmen“ zu wenig

Im Wort „Unternehmer:in“ steckt das Wort „unternehmen“.

Im Duden steht unter „etwas unternehmen“:

1a. etwas, was bestimmte Handlungen, Aktivitäten o. Ä. erfordert, in die Tat umsetzen, durchführen

1b. sich irgendwohin begeben und etwas tun, was Spaß, Freude o. Ä. macht

Für mich sind beide Punkte sehr wichtig und wenn wir das zusammensetzen, bedeutet es: Etwas, das Freude macht, umsetzen.

Nur Freude bedingt das Spielerische. Die Leichtigkeit. Das Ausprobieren.

Ein Unternehmen ist keine Sache, bei der es um Leben und Tod geht. Niemals!

Wenn wir die Freude am „unternehmen“ verlieren, geben wir der Sache viel zu viel Wichtigkeit. Wenn wir alles bitterernst nehmen und nur hoffen, irgendwie „heil“ aus der Sache zu kommen, dann geht die Freude und die Leichtigkeit verloren.

Bleiben wir jedoch beim Ursprung des Wortes – etwas unternehmen – dann lassen wir uns von unserer Freude leiten und bringen Produkte und Dienstleistungen in die Welt, die uns selbst und hoffentlich auch unsere Kund:innen begeistert.

4. Sie wollen es perfekt machen

Früher war ich eine Perfektionistin par excellence. Ich habe nachgedacht, analysiert, gegrübelt, nur damit ich meine Sache perfekt mache und mögliche Fehler vermeide.

Heute habe ich einen anderen Ansatz: Besser schlecht als perfekt

Da kann ich jetzt schon ganz viele aufschreien hören: Was, ich soll schlechte Arbeit leisten?

Nein, eigentlich nicht, und ich bin mir auch sicher, dass das nicht passieren wird.

Warum nicht?

Perfekt ist eine Vorstellung im Kopf. Hinter dieser Vorstellung steht aber die Angst, Fehler zu machen. Also geht es gar nicht darum, Dinge gut oder perfekt zu  machen, sondern darum das Gefühl von Stress und Druck zu vermeiden.

Wenn ich mich auf dieses Spiel einlasse, kann ich nur verlieren. Denn erstens: was ist schon perfekt? Und zweitens schicke ich meinen Verstand auf die Suche nach möglichen Fehlern. Da unser Verstand sehr kreativ ist, findet er natürlich auch immer etwas, was schief gehen könnte.

Bin ich aber auch mit „schlecht“ zufrieden, dann entspannt sich der Verstand. Er braucht keine Fehler suchen, sondern widmet sich der Aufgabe mit Neugier und Inspiration.

Und ist der Verstand mal entspannt, dann kann unser ganzes System in Ruhe arbeiten und unsere ganz natürliche Intelligenz schaltet sich dazu. Schickt uns frische, manchmal geniale, Ideen, lässt uns kreativ sein und das ganze Arbeiten entpuppt sich als Freude. So entsteht der Flow, den wir so gerne erreichen wollen.

Viele Unternehmer:innen glauben, sie kämen nicht ins Umsetzen, weil sie zu wenig Wissen oder Praxis hätten. Sie investieren viel Geld in weitere Ausbildungen oder meinen sie bräuchten noch mehr Zeit.

Aber selten ist das tatsächlich der Grund. Denn brechen wir diese 4 Punkte noch weiter herunter, dann ist der Ursprung für mangelndes Umsetzen immer derselbe: Angst und Zweifel.

Angst vor Fehler, vor dem Blamieren, vor Kritik und der Zweifel, ob ich das richtig oder gut mache.

Ein Verhalten kann sich jedoch nicht verändern, solange sich das Denken nicht verändert. Und Denken verändert sich, wenn ich erkenne, dass all diese Ängste und Zweifel ausschließlich Vorstellungen in unserem Kopf sind, die selten etwas mit der Realität zu tun hat.

Nehme ich meine aufkommenden Ängste und Zweifel nicht mehr so ernst – weil eben nur Hirngespinste – ist auch das unangenehme Gefühl von Stress und Druck nicht mehr so präsent. Und meine Aufmerksamkeit richte ich nicht mehr auf negative Gedanken oder unerwünschtes Verhalten, sondern auf die Aufgabe, die gerade vor mir liegt. Und ich tue dann jene Dinge, die ich tun möchte.

Tauchen doch mal wieder Zweifel oder Ängste auf. Fein. Sollen sie. Manchmal produziert unser Verstand eben Gedanken, die in uns Zweifel und Ängste auslösen. Aber sobald wir erkennen, dass das eben nur Gedanken sind, die nicht die Zukunft vorhersagen und wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken brauchen, dann verziehen sie sich auch wieder. Sie sind wie Wolken, die am Horizont auftaucht. Sie ziehen von ganz alleine wieder weiter und sind definitiv kein Grund, nicht das umzusetzen, was wir gerne umsetzen wollen.

Alles Liebe