Intuitives Business, Silvia Chytil

Es gibt eine Sache, die alle Menschen eint. Die Suche nach der inneren Zufriedenheit, der inneren Ruhe, dem inneren Wohlbefinden. Ganz gleich, was wir tun oder unterlassen, letztendlich soll es uns immer Entlastung und Erleichterung bringen und uns von Stress und Druck befreien. Wir wollen uns gut fühlen.

Welche Versuche wir dazu unternehmen und welchen Erfolg wir dabei haben, hängt wesentlich von unserem Verständnis ab, was inneres Wohlbefinden überhaupt ist und wie wir es erlangen können.

(Die Inspiration zu diesem Text kam von einem Artikel, den mein Mentor und Coach Michael Neill diese Woche ausgesendet hat. Ich fand seine Beschreibung sehr treffend und habe die Ebenen übernommen und mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht.)

Ebene 1: Richtiges Verhalten

„Wenn ich mich richtig verhalte und ich keine Konflikte habe, dann werde ich geliebt und mir geht es gut.“

Die meisten von uns haben bereits als Kind gelernt, wenn wir uns richtig verhalten (brav sind), dann sind wir ok und werden gelobt und geliebt. Wenn wir schlimm waren, ja dann gab es keine Geschenke und manchmal auch Strafen. (Das Christkind/der Nikolo kommt nur zu den braven Kindern …).

Dieser Kodex hat sich bei uns eingebrannt und somit sind wir lange der Meinung, dass unser Wohlbefinden davon abhängt, wie sehr wir Konflikte vermeiden, uns anpassen und wie wenig wir anecken.

In einem Coaching diese Woche kam dieser Umstand sehr deutlich zur Sprache. Eine Unternehmerin, die gerne ein Buch schreiben möchte, hat Angst, mit ihrer kontroversen Sichtweise, Konflikte auszulösen. Und um das zu vermeiden, hält sie mit ihrer Meinung zurück.

Eine andere Kundin schiebt schon seit Wochen ein dringendes Gespräch mit ihrer Mitarbeiterin hinaus, weil, so befürchtet sie, die Aussprache zu einem Konflikt führen, der möglicherweise in einer Kündigung (von welcher Seite auch immer) enden könnte.

Beide Geschichten zeigen sehr deutlich, was ich auch in mir lange Zeit, aber auch bei vielen anderen Menschen beobachtet habe: Die große Angst vor Konflikten bzw. das Falsche zu tun.

Scheinbar führt ein „sich zurückhalten“ zu weniger Konflikten. Das ist aber ein großer Irrtum. Es mag zwar richtig sein, dass sich äußere Konflikte damit vermeiden lassen, für unseren inneren Seelenfrieden hat diese Vorgehensweise fatale Folgen.

Wir verleugnen uns selbst, fühlen uns als Opfer, laufen ständig mit Selbstzweifel herum und die Gedanken werden nicht weniger, sondern mehr. Wir sind in einem ständigen Konflikt mit uns selbst, denken ständig darüber nach, was wir sagen oder tun dürfen, werden immer unsicherer und fühlen uns dabei immer kleiner und machtloser.

Ebene 2: Richtige Umstände

„Solange ich genügend Geld/eine gute Beziehung/einen guten Job/ausreichend Umsatz/Gesundheit / … habe, habe ich meinen Seelenfrieden.“

Die Wirtschaft lebt von dem Mantra „höher, schneller, besser – mehr.“ Haben wir mehr Geld, dann sind wir sicherer. Haben wir ein größeres Auto/Haus/Wohnung, dann sind wir anerkannter. Sind wir schöner, werden wir mehr geliebt.

Wenn du X hast, dann …

Ich bin mir ganz sicher, du hast es selbst schon einmal erlebt. Du hast dir etwas gewünscht, hast dafür hart gearbeitet oder gespart (Geld, Job, Beziehung, Auto, Haus, Wohnung, Tasche, Schuhe, Sofa, Uhr, Fitness, … die Liste ließe sich endlos fortführen) und dann hattest du das Ding oder die Umstände – und es hat sich rein gar nichts verändert. Es ist kein Wunder passiert, du warst danach nicht glücklicher und die empfundene Freude (oder Sicherheit) hielt nur sehr kurz.

Die Jagd nach äußeren Zielen und äußeren Umständen führt niemals zu innerer Ruhe, sondern ins Hamsterrad. Denn einerseits ist es unmöglich, dass all unsere Lebens-Bereiche immer nur Top sind (das Leben ist ein ständiges Auf und Ab), ist es andererseits auch unmöglich innere Ruhe mit äußeren Dingen zu erlangen.

Dieses Hetzen führt zu Stress, zu Enttäuschung und zu Überlastung. Wir kämpfen ununterbrochen gegen das Leben, anstatt mit ihm mitzuschwimmen. Von Wohlbefinden weit und breit keine Spur, stattdessen dreht sich das Hamsterrad nur immer schneller.

Ebene 3: Richtige (oder keine) Gedanken

„Solange ich keine oder nur positive Gedanken habe, habe ich inneres Wohlbefinden“.

Ich habe mich mein Leben lang nach innerer Ruhe, mehr Gelassenheit und mehr Leichtigkeit gesehnt. Auf der Suche danach bin ich alle Ebenen durchwandert. Ich bin Konflikten so weit wie möglich aus dem Weg gegangen, wollte alles richtig machen und hatte Angst vor negativem Feedback (Was denken die anderen?).

Ich habe mir die Karotte vor die Nase gehängt und war mir sicher, wenn ich nur genug Geld, eine gute Beziehung, ein schönes Haus, einen tollen Job, ein gutgehendes Business habe, dann würde es mir endlich gut gehen.

Irgendwann landete auch ich auf dieser Eben und erkannte, dass meine Gedanken für den Stress und Druck in meinem Leben verantwortlich sind.

Mit dieser Erkenntnis schien die Lösung sehr klar: Wenn ich nur das richtige denke, dann geht es mir auch gut. Und noch besser: Wenn ich gar keine Gedanken mehr habe (Peace of Mind), dann erlebe ich endlich den Himmel auf Erden.

Also beschäftigte ich mich mit positiver Psychologie und versuchte zu meditieren. Aber ganz gleich, was ich versuchte, negative Gedanken tauchten trotzdem in mir auf. Von Seelenfrieden war weit und breit nichts zu erkennen.

Es dauerte einige Jahre, bis ich endlich erkannte, wie sinnlos dieses Vorhaben ist.

Zwar können wir durch Meditation, einem Spaziergang in der Natur oder einem gemütlichen Abend mit Freunden etwas Ruhe in unseren Kopf bringen. Aber sobald wir im Bett liegen, einer schwierigen Situation gegenüberstehen oder das Leben gerade nicht so verläuft, wie wir es uns vorstellen, beginnt sich das Gedanken-Karussell wieder zu drehen. Und all das innere Wohlbefinden, das wir uns mühsam aufgebaut haben, ist, wie gewonnen, so zerronnen.

Wir sind Menschen und durch uns fließt Gedanken-Energie. Immer. Und die scheint sich zu verselbstständigen und produziert in uns auch jene Gedanken, die wir nicht haben wollen, ohne, dass wir darauf irgendeinen Einfluss haben. Hätten wir den nämlich, dann hätten wir überhaupt keine Probleme und würden nur noch jene Gedanken und Gefühle in uns erzeugen, die wir gerne haben wollen.

Ebene 4: Peace of Mind

Inneres Wohlbefinden, innerer Seelenfrieden ist immer in uns. Wenn wir genau lauschen, gibt es immer eine leise Stimme in uns, die uns sagt, dass alles in Ordnung ist, genauso wie es gerade ist. Die uns auch sagt, dass wir in Ordnung sind, genauso wie wir sind. Dass wir nichts verändern, verbessern oder reparieren brauchen.

Während Umstände oder Gedanken der Film sind, der in unserem Kopf abläuft, gibt es einen Bereich in uns, der die Leinwand ist, auf der sich der Film abspielt. Unbeeindruckt von dem Film, der auf ihr gespielt wird, bleibt die Leinwand immer gleich. Es ist ihr herzlich egal, ob sich auf ihr ein Drama, eine Komödie, ein Horror-Film oder eine Liebes-Schnulze abspielt. Sie ist offen für alles, bewertet und verurteilt nicht.

Inneres Wohlbefinden ist unser natürlicher Zustand. Wir müssen nichts dafür tun, wir können ihn nie verlieren und sind niemals davon abgeschnitten – auch, wenn es manchmal so scheint.

Sobald es dir gelingt, deine Aufmerksamkeit weg von äußeren Umständen und weg von deinem Denken zu führen (und dich mit beidem nicht mehr identifizierst), erkennst du, dass innere Ruhe und inneres Wohlbefinden immer in dir vorhanden ist.

Dann ist es komplett egal, was andere denken, ob jemand wütend auf dich ist, ob du genug Geld hast oder von allen geliebt wirst. Es ist dann auch egal, was und wie viel du denkst.

Tief in dir hast du bereits das Wissen, dass alles ok ist, so wie es gerade ist. Du weißt, dass du nicht das Drama in deinem Kopf bist, sondern das Bewusstsein, in dem alles auftaucht. Je mehr du diesem Wissen vertraust, umso mehr Wohlbefinden zeigt sich in deinem Leben.

Alles Liebe