Intuitives Business, Silvia Chytil

Bist du auch so unglaublich ungeduldig? Möchtest du auch, dass sich eine Veränderung, die du gerne in deinem Leben vollziehen möchtest, viel schneller zeigt? Dass sie schon sichtbar ist und du bereits die Früchte ernten kannst?

Als ich mich 2018 dazu entschloss, einen neuen Weg in meinem Business einzuschlagen, war der schwierigste Teil, Geduld und Vertrauen aufzubringen. Geduld, dass so eine große Veränderung Zeit braucht. Und Vertrauen, dass sich alles genauso entfalten und entwickeln wird, wie es sein soll.

Alles ging mir zu langsam. Ich hatte bereits eine Vision, wusste, wohin ich wollte, aber in meinem Leben war davon keine Spur zu sehen. Stattdessen hatte ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Als wenn ich lossprinten wollte, mich aber eine unsichtbare Hand davon abhielt, loszurennen.

Das Leben ruft

So eine Vision in unserem Kopf ist eine feine Sache. Wir malen uns eine blühende Zukunft aus, sehen ganz genau, wie glücklich und zufrieden wir dann sein werden. Wie viel Freude uns das Leben bereiten wird, wie viel Sinn unser Leben haben wird. Wie viel besser es uns gehen wird.

Natürlich wollen wir dann viel lieber dorthin, wo alles rosig und schön ist, als hier zu sein, wo wir das alles noch nicht haben.

Das Fantastische an unserer Vorstellungs-Kraft ist, dass wir durch die Zeit rasen können. Wir können uns fünf Jahr in die Zukunft beamen und uns ein Leben erträumen, dass nur so vor Glück, Reichtum, Erfolg, Zufriedenheit, Schönheit, Liebe, Anerkennung und vielem mehr strotzt. Wir sehen das Paradies vor Augen. „Warum sind wir noch nicht dort???“, schreit es in uns.

Das Leben, auf das wir aktuell blicken, scheint so weit entfernt von unserer Vision zu sein. Es scheint so langsam und langweilig zu sein. Es scheint, als ob wir selbst voller Tatendrang wären, wir uns aber nur in Zeitlupe fortbewegen. Also ob wir uns im Schnecken-Tempo bewegen, während alle anderen an uns vorbeirasen. Wir wären so gerne schon viel weiter, aber irgendetwas hält uns zurück.

Früher dachte ich, dass so eine Vision von mir kommt und ich sie dem Leben draufdrücken muss. Als ob ich mich anstrengen müsste, damit sich das Leben in meine Richtung bewegt.

Was aber, wenn so eine Vision der Ruf des Lebens selbst ist. Dass uns das Leben darauf hinweisen möchte, dass es Zeit für eine Veränderung ist. Und es zeigt es uns auch. In inneren Bildern, in Gefühlen, machte es uns das schmackhaft und schickt uns die buntesten, blühendsten, großartigsten Bildern, was es für uns in Zukunft bereithält. Eigentlich müssten wir nur ganz normal weitergehen, das Leben würde den Rest übernehmen.

Wenn da nicht der Verstand wäre. „Oh“, denkt er sich, „ja, das mag ich. Das klingt toll. Das will ich haben. Und zwar sofort!“

Der Verstand sprintet, das Leben geht

Und mit einem Mal überholt der Verstand das Leben. Nennt diese Vision sein Eigen und rast mit voller Wucht davon. Sprintet in die Zukunft, zerrt, reißt und drückt an uns und sagt: Los, mach was. Irgendwas, Hauptsache du tust was, damit wir endlich dort sind.

Um seinen Standpunkt zu unterstreichen, färbt er das aktuelle Leben in graue, dunkle Farben. Das, was uns gerade noch gefallen hat, widert uns plötzlich an. Wofür wir gestern noch Energien hatten, wird mit einem Male anstrengend und schwer. So, wie wir gestern waren, ist heute nicht mehr ok. Was wir gestern für richtig gehalten, ist heute falsch.

Der Verstand hält uns die Karotte vor die Nase, wir hetzen hinterher, kommen zwar immer wieder aus der Puste, aber die Karotte sieht so einladend aus, dass wir sie unbedingt haben wollen.

„Wann erreiche ich sie endlich?“ hallt es in uns. „Wann bin ich endlich am Ziel?“, fragen wir, vollkommen außer Atem. Aber an ein Stehenbleiben ist nicht zu denken, zu schön ist unsere Vision.

Während wir unserer Vision hinterherrennen, geht das Leben weiter seinen Weg. Aber es hat uns an der sicheren Leine. Rennen wir zu weit voraus, zieht es kurz am Seil. Wir kommen ins Straucheln, ins Stolpern, fallen vielleicht sogar nieder. Aber nur kurz. Wir nehmen all unsere Kraft zusammen, rappeln uns wieder auf und laufen weiter. Denn in uns tönt es laut: „Los, los, weiter. Du bist noch lange nicht am Ziel. Da gibt es noch so viel zu tun, du hast keine Zeit zum Stehenbleiben.“ Also starten wir wieder los. Diesmal noch schneller. Denn je schneller wir laufen, umso schneller sind wir am Ziel.

Wir brauchen nichts tun. Leben tut.

Als ich mich damals in meinem Veränderungsprozess befand, gab es eine Zeit, in der ich oft in meinem bequemen Lehnstuhl saß und aus dem Fenster schaute. Ich beobachtete die Wolken, die am Himmel vorbeizogen, schaute den Vögeln zu, die ihre Tänze in der Luft vollzogen und beobachtete die Natur, die sich ständig veränderte.

Eigentlich waren diese Momente voller Glückseligkeit, wenn da nicht die Stimme in meinem Kopf gewesen wäre, die mir zubrüllte: „Du musst doch etwas tun!“

Was ich damals nicht wusste und komplett übersah, war die enorme Veränderung, die sich in mir abspielte und vollzog. Ich konnte nicht sehen, dass sich in mir tiefe, starke, neue Wurzeln bildeten. Ohne mein Zutun, ohne Anstrengung, sie bildeten sich einfach. Ich musste dafür nichts tun. Die gesamte innere Arbeit vollzog sich außerhalb meiner Wahrnehmung.

Während ich ungeduldig in Aktionismus verfiel und verzweifelte, weil sich im Außen nichts tat, entsorgte das Leben in Ruhe das alte Wurzelwerk und baute ein neues, tragfähiges auf. Kam ich dem Leben zu sehr ins Gehege, gab es mir manchmal sanft, manchmal mit mehr Nachdruck zu verstehen, dass mein Platz jetzt in diesem Lehnsessel ist. Es dauerte eine Weile, bis ich das endlich verstand und ich den Kampf gegen das Leben endlich aufgab.

Daher kann ich so gut verstehen, wie du dich fühlst, wenn du gerade vor einer Veränderung stehst. Wenn alles viel zu langsam geht und du das Gefühl hast, am Stand zu laufen. Du dir Vorwürfe machst, weil du das „Falsche“ tust. Du in Zweifel verfällst, ob du dich vielleicht geirrt hast und alles nur eine Illusion war.

Ich weiß noch so genau, wie unangenehm es sich anfühlt, wenn der „Verstand“ scheinbar gegen das Leben kämpft. Wenn sich Alt und Neu treffen. Wenn uns Neues bereits verschwommen aus der Ferne zuwinkt, das Alte aber immer noch präsent ist.

Wenn dieses Gezerre zu unangenehm wird, denke an einen großen Baum und an die Arbeit, die das Leben vollbringt, um starke, tragfähige Wurzeln zu bauen.

Genau dasselbe passiert in dir. Du darfst darauf vertrauen, dass auch bei dir das Leben gerade neue Wurzeln schlägt. Es hat dich nicht vergessen. Es ist, von dir unbeobachtet, fleißig am Werk und verrichtet eine Arbeit, die du nicht tun kannst und auch nicht tun brauchst.

Vielmehr geht es darum, dem Leben zuzuhören und zu lernen, dass „im Lehnstuhl sitzen und aus dem Fenster starren“ oder in der Natur spazieren gehen oder einen Mittagsschlaf halten, genauso wertvoll ist (wenn nicht manchmal sogar wertvoller), als einen Plan aufzustellen, die To-do-Liste abzuarbeiten oder mit Zwang irgendein Produkt aus dem Boden zu stampfen.

Das Leben hat seine eigene Zeitrechnung. An uns liegt es, dieser zu vertrauen und uns dem Tempo des Lebens anzupassen. Dem Verstand mag das viel zu langsam gehen, aber für uns ist es genau richtig!

„Und woher weißt du“, fragt der Meister, „dass die Erfüllung vor dir herläuft und du ihr nachrennen musst? Vielleicht ist sie hinter dir her, eilt dir nach und sie vermag nur nicht, dich bei deinem Tempo einzuholen?“

Alles Liebe