Gedanken Silvia Chytil

Kannst du dir vorstellen, nicht mehr zu denken. So einfach gar nicht mehr. Ok – so gar nicht denken geht nicht. Denn  tatsächlich wären wir ohne Gedanken auch lebensunfähig. Wir benötigen sie, um ins Handeln zu kommen, um Konzepte zu entwerfen, um mit anderen Menschen in Beziehung zu treten. Aber unsere Gedanken sind allzu oft hinderlich für unser Vorankommen. Weil wir ihnen blindlings vertrauen und glauben, was wir denken. Was wäre aber, wenn wir diese Gedanken, die wir tagtäglich denken, nicht hätten? Und vor allem den EINEN nicht, der uns nicht gut tut?

Ich war immer schon ein Mensch, der gerne seinen Gedanken nachhing. Für mich war es ein Ausdruck von Intellekt. Stundenlang über ein Thema philosophieren – ja, das ist genauso gut, wie das Genießen eines exzellent zubereiteten 3-Gänge Menü eines Hauben Koches, eines hervorragenden Weines in geselliger Runde oder … , was auch immer dir Lustgefühle beschert :-).

Wie herrlich diese inspirierenden Gedankenergüsse sind, hast du sicher auch schon mal erlebt.

Dann kennst du auch das Gegenteil. Wie zermürbend, destruktiv und selbstzerstörerisch unser Geistesgut sein kann. Nämlich dann, wenn sie uns nicht in ungeahnte Höhen bringen, sondern uns in einen dunklen, schwarzen, negativen Sumpf festhalten. Wenn wir uns mit unseren Gedanken im Kreis drehen. Sie zu einer schweren Last werden.

Da ist dann plötzlich nichts mehr mit Leichtigkeit. Mit Ideenreichtum. Mit Inspiration.

Und doch – es ist nur ein Gedanke.

Es ist nur ein Gedanke.

Ohne Gedanken können wir nicht überleben

Gedanken sind ein Produkt des Gehirns in der Wechselwirkung mit seiner Umgebung und uns selbst. Sie entstehen beim Hören, Sehen, Schmecken, Riechen und Fühlen genauso wie beim Nachdenken im stillen Kämmerlein und sogar beim Schlafen.

Wir benötigen sie um

  • Handlungen auszuführen
  • zu planen
  • sich etwas vorzustellen
  • sich etwas zu merken
  • schlussfolgern zu können
  • Konzepte und Strategien zu entwickeln
  • Soziale Kontakte zu knüpfen

Alles Dinge, die wir im alltäglichen Leben benötigen. Ohne Denken wären wir nicht lebensfähig.

Das Denken alleine ist neutral. Es ist nur ein Gedanke. Erhebend oder niederschmetternd werden unsere Gedanken erst mit der Interpretation desselben. Und mit den darauffolgenden Gefühlen.

Der römische Philosoph Seneca hat vor 2000 Jahren festgestellt: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern was wir über die Dinge denken“.

Was wir denken, so fühlen wir

Entstehen unsere Gefühle aus unsere Gedanken oder unsere Gedanken aus unseren Gefühlen?

Zittern wir, weil wir Angst haben oder haben wir Angst, weil wir zittern?

In der Psychologie gibt es dazu ganz unterschiedliche Theorien. Tatsache ist aber, dass es einen äußeren Reiz gibt, den wir wahrnehmen und interpretieren.

Als ich vor vielen Jahren meinen allersten Auftritt vor einigen hundert Menschen hatte, war ich natürlich nervös. Natürlich wollte ich ihn perfekt machen und war gut vorbereitet. Als mir während des Vortrages siedend heiß wurde, interpretierte ich es falsch. Denn anstatt meine plötzliche Hitzewallung äußeren Umständen zuzuschreiben, in diesem Fall den Scheinwerfern, suchte ich die Auslöser in meinem Vortrag. Und mein Gedankenkarussell war kaum mehr zu stoppen. Ich wurde noch nervöser und fühlte mich wirklich schlecht.

Dass ich mich so schlecht fühlte, war eindeutig meiner Interpretation, meinen Gedanken geschuldet. Ich dachte, dass mein Vortrag furchtbar sein musste und mir deshalb so heiß wurde.

Andere Vortragende interpretierten die Hitze anders. Sie hatten vielleicht gar keine Gedanken dazu, weil sie es schon kannten. Vielleicht hatten sie sogar positive Gedanken dazu – mir war den ganzen Tag schon so kalt, endlich ist mir wohlig warm. Und ihre Emotionen dementsprechend neutral oder sogar positiv.

Bei mir war es nur ein Gedanke – mein Vortrag ist schlecht.

Es war nur ein Gedanke – und ich fühlte mich schlecht.

Unsere Gefühle sind also nicht das Resultat der auslösenden Situation. Sie sind das Resultat unserer Gedanken, die wir als Reaktion auf die entsprechende Situation denken.

Es ist nur ein Gedanke

Was ware gewesen, wenn ich damals diesen Gedanken nicht gehabt hätte?

Ich hätte mich nicht so schlecht gefühlt. Ich hätte meinen Vortrag nicht hinunter geleiert, nur damit er rasch vorüber ist. Ich hätte vermutlich nicht die Erfahrung gemacht, dass ein Vortrag vor vielen Menschen einen zum Schwitzen bringt.

Was wäre, wenn du einen Gedanken nicht hättest?

Was würde passieren, wenn du dir nicht denkst

  • ich bin nicht gut genug,
  • soll ich das wirklich machen, das braucht doch keiner,
  • darf ich das tun, nerve ich damit nicht.

Was wäre, wenn du all diese negativen, sabotierenden, vielleicht sogar selbstzerstörerischen Gedanken nicht hättest?

Was wäre, wenn du überhaupt weniger denken würdest?

Vielleicht hast du schon „The Work“ von Kathie Byron gelesen. Katie entdeckte für sich, dass sie litt, wenn sie ihre Gedanken glaubte und dass sie nicht litt, wenn sie diese Gedanken nicht glaubte.

Oder „The Inside-Out-Revolution“ von Michael Neill, der in eine ähnliche Kerbe schlägt. Zuviel Denken verschlechtert das Leben.

Beide Bücher sind ganz gut zu lesen, haben mein Leben aber nicht dramatisch verändert. Beide gehen in dieselbe Richtung. Vertraue nicht deinen Gedanken.

Bei mir war es etwas ganz Anderes, was mein Leben dramatisch verändert hat. Es war die Erkenntnis, dass ich bestimmte Gedanken einfach nicht denken muss. Oder nicht zu Ende. Oder nicht immer und immer wieder.

Und aus welchem Buch ich es genau habe oder es einfach die Kombination von vielem Lesen, vielen Gesprächen und vielen DENKEN war, kann ich heute nicht mehr sagen.

Und das selbe gilt für uns alle.

Wir müssen nicht denken, dass wir nicht gut genug sind.

Denn was wären wir, wenn wir diesen Gedanken einfach nicht hätten?

Wären wir dann gut genug?

Wären wir dann schön genug?

Wären wir dann erfolgreich genug?

Es geht nicht darum in Größenwahn zu verfallen. Ich bin die Beste, die Schönste, die Erfolgreichste.

Es geht auch nicht darum, überhaupt nie wieder zu denken.

Auch nicht darum, dass wir uns nie wieder schlecht fühlen und uns nur noch dem positiven Denken hingeben.

Sondern darum, unser eigenes Denken zu hinterfragen. Unsere Möglichkeiten zu erweitern. Unsere Sichtweisen zu verändern.

Und vielleicht auch einmal Gedanken zu denken, die wir davor noch nie gedacht hatten. Die einen Unterschied machen. Zu dem, was wir bisher gedacht haben. Und vielleicht auch zu dem, was viele Andere denken.

Denn unserem Denken sind keine Grenzen gesetzt. Jedoch begrenzen unsere Gedanken unser Handeln.

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Wir fühlen uns klein, wenn wir denken – das hast du schlecht gemacht.

Wir fühlen uns groß, wenn wir denken – das hast du gut gemacht.

Was ist richtig?

Was ist die Wahrheit?

Whether you think you can, or you think you can’t–you’re right. (Henry Ford)

Heute möchte ich dich zu einem Gedanken-Experiment einladen:

Das nächste Mal, wenn du einen Gedanken hast – ganz gleich welchen, ob positiv oder negativ – frage dich

Was wäre, wenn ich diesen einen Gedanken nicht hätte?

Nur diese eine Frage und dein Denken wird von einer Sekunde auf die nächste anders sein.

Probiere es einfach mal aus und beobachte was passiert. Denn du entscheidest, was du denkst!

Sehr freue ich mich darüber, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt und mir erzählst, was diese Fragen bei dir ausgelöst haben.

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