Die meisten von uns bewundern Menschen mit ausgeprägtem Selbst-Vertrauen und hoffen ganz fest, dass eine gute Fee kommen und ihre eigenen Selbst-Zweifel wegzaubern würde. Hätten wir doch mehr Vertrauen in uns, wären wir doch selbstbewusster und könnten wir endlich diese Zweifel ablegen. Ja, dann … dann wäre uns Erfolg, Liebe, Reichtum garantiert.
Aber ist das wirklich wahr? Ist es wirklich war, dass Selbst-Vertrauen besser als Selbst-Zweifel sind? Und das Selbst-Zweifel schuld daran sind, dass wir uns schlecht fühlen und unsere Ziele nicht erreichen?
Meine Gedanken dazu zeige ich dir heute hier:
Aus dem Mittags Talk auf Facebook hier noch weitere Gedanken dazu.
Als kleines Kind war ich eher schüchtern und mein Selbstvertrauen war nicht sehr ausgeprägt. Vielleicht lag es daran, dass meine Schwester um fast 6 Jahre älter ist und sie natürlich alles besser konnte, als ich. Ich war immer die „Kleine“, die noch nicht laufen konnte, während die „Große“ schon in die Schule ging. Und während ich mit zittrigen Händen versuchte, die ersten Buchstaben zu kritzeln, löste meine große Schwester schon die schwierigsten Mathematik-Aufgaben. Natürlich wollten meine Schwester und meine Eltern mich vor der Welt bewahren und mich behüten. Bei mir blieb allerdings hängen, dass ich zu klein bin und vieles nicht kann.
Die ganze Misere fängt bei vielen von uns schon im Kindes- und Jugendalter an. Uns wird eingebläut, dass einzig und alleine ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein zum Erfolg führt. Schaffen wir es nicht uns das einzureden, dann benötigen wir mehr Disziplin und dürfen nicht so verweichlicht sein. Also versuchen wir alles Mögliche, um besser zu werden.
So auch ich. Zwischen meinem 20 und 40 Lebensjahr machte ich mich daran, meine Selbst-Zweifel zu bekämpfen. Mit allen Techniken und Tricks, die angeboten wurden.
Ich meditierte, um meine negativen Gedanken in Schach zu halten und in einen Flow zu kommen. Hängte mir kleine gelbe Zettelchen mit positiven Affirmationen auf den Bade-Zimmerspiegel und begrüßte mein Spiegelbild mit einem lauten „Tschakka – du schaffst alles“. Las alle möglichen Bücher, die mir auch nur im entferntesten versprachen, mehr Selbstvertrauen zu erlangen und mich zum Positiven zu verändern.
Was ich aber bei meinen zahlreichen und aussichtslosen Versuchen des „Umprogrammierens“ feststellen musste, war, dass das einfach nicht funktionierte. So sehr ich auch übte, meditierte, las – Ich hatte trotzdem Selbstzweifel. Mir fehlte immer wieder mal der Glaube an mich selbst. Ich hatte trotzdem Angst, dass mich irgendjemand ablehnen könnte.
Lag es an mir?
Nein, denn mittlerweile habe ich gesehen, dass unsere eigenen Gedanken kontrollieren, managen oder umprogrammieren genauso ergebnislos ist, wie 24 Stunden am Tag zu versuchen, den Kanal sauber zu halten und daraus Rosenwasser erstellen zu wollen. Es wird uns einfach nicht gelingen.
Stattdessen habe ich zwei Dinge erkannt:
1. Unsere Gedanken bestimmen, wie wir uns fühlen
Mir wurde dieses Prinzip vor einigen Jahren bewusst, ganz am Anfang meiner Selbstständigkeit. Ich hatte ein Erstgespräch mit einer potentiellen Kundin und nach unserem Gespräch vereinbarten wir einen Folge-Termin, bei dem sie mir mitteilte, ob sie sich für eine Zusammenarbeit entschied oder nicht.
In den Tagen bis zur Entscheidung, fuhren meine Gefühle Achterbahn mit mir. „Sie nimmt das große Paket“ – juchuuuu ich fühlte mich großartig. In der nächsten Sekunde kam der nächste Gedanke „Nein, sie sagt ab“ – ich fühlte mich klein und nutzlos.
Das ging so eine ganze Weile. Gut gefühlt, miserabel gefühlt, gut gefühlt, miserabel gefühlt. Je nachdem, welcher Gedanke gerade um meine Aufmerksamkeit buhlte.
Und plötzlich ging mir ein Licht auf.
Ich kann nicht beeinflussen, welcher Gedanke mir durch den Kopf geht. Kaum dachte ich den einen, erbat schon der nächste Einlass. Sie kommen aus dem Nichts.
Bei näherer Betrachtung gab es genau 4 Möglichkeiten für meine potenzielle Kundin:
– Sie konnte das Angebot ablehnen
– Sie konnte das kleine Paket annehmen
– Sie konnte das mittlere Paket kaufen
– Sie konnte beim großen Paket zuschlagen.
Wozu sie sich allerdings entscheiden wird, konnte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr beeinflussen. Das einzige was ich tun konnte, war mir das Ergebnis in farbenfrohen Bildern zu zeichnen.
Sehr oft versuchen wir die Zukunft vorauszusagen. Und je nachdem, ob wir sie uns positiv ausmalen, steigt unser Gefühl und der Glaube an uns selbst wächst. Denken wir uns allerdings negative Auswirkungen oder Ergebnisse, dann fühlen wir uns auch schlecht und Zweifel machen sich breit.
Unsere Gefühle sind eine unmittelbare Folge unserer Gedanken. Natürlich sind unsere Gefühle echt und real. Wir spüren sie ja. Allerdings sind es unsere Gedanken nicht. Wir bauen uns Hirngespinste, führen Selbstgespräche und malen Bilder und Visionen, dass selbst Van Gogh seine hellste Freude mit uns hätte.
Und aus diesen irrealen Gedanken leiten sich eben unsere Gefühle ab. Die scheinbar wahr sind.
Aber sind sie es tatsächlich, wenn sie aus irrealen Gedanken kommen?
2. Nicht die Selbst-Zweifel sind unser Feind
Heute habe ich mich das erste Mal getraut, ein Facebook-Live Video über den Computer zu starten. Ich bin kein sehr großer Video-Freund und bevorzuge mehr das geschriebene Wort.
Knapp vor dem Start, überkamen mich natürlich wieder Zweifel. Wie komme ich rüber? Wird mir überhaupt etwas einfallen, was ich sagen kann? Werde ich Zuschauer haben?
Früher hätte ich wohl mein Vorhaben abgesagt. Vielleicht ein anderes Mal. Ich bin noch nicht soweit. Ich kann das nicht.
Heute habe ich kurz gelächelt, wohl wissend, woher diese Gedanken kommen und auf den Start-Knopf gedrückt.
Sehr oft werden wir in unserer Einbildung ausgelacht oder abgelehnt. Oder wir werden bejubelt und mit Rosen überstreut. Im Normalfall kommt beides nicht vor. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. „Es kommt meistens anders, als man denkt“, sagt schon der weise Volksmund.
Nicht die Selbst-Zweifel sind unser Feind und halten uns davor ab, den nächsten Schritt zu tun. Sondern, dass wir sie ernst nehmen, ihnen viel zu viel Raum geben und dann vor unser Absicht zurückschrecken. Nur um uns danach mit Selbst-Vorwürfen zu bombardieren, warum wir nicht getan haben.
Wenn wir allerdings den Selbst-Zweifel als einen Besucher betrachten, gerne auch als einen unerwünschten, und ihm keinen Einlass gewähren, dann verliert er seine Kraft und seine Energie. Vielleicht erbittet er auch immer wieder Einlass. Ob wir ihm allerdings die Türe öffnen oder nicht, liegt an uns.
Selbst-Vertrauen und Selbst-Zweifel sind zwei Seiten einer Medaille
Selbst-Vertrauen und Selbst-Zweifel kommen und gehen, wie Tag und Nacht, wie Ebbe und Flut. Sie wurden beide in unserem menschlichen Programm mitgeliefert, warum auch immer.
Bei manchen ist das eine oder andere stärker ausgeprägt. Manchmal wechselt es von einer Sekunde zur nächsten. Noch nie allerdings habe ich eine einzige Person getroffen, die niemals von Selbst-Zweifel geplagt wird oder der komplett das Selbst-Vertrauen fehlt.
Fazit:
Selbst-Vertrauen und Selbst-Zweifel gehören zu uns. Keines davon ist besser oder schlechter. Sie sind zwei Seiten einer Medaille. Wir können nicht das eine wählen und das andere verteufeln. Sie gehören zu uns und sind unser täglicher Begleiter. Wir müssen auch nichts reparieren, weder unsere Gedanken, noch uns selbst. Auch müssen oder können wir Selbst-Zweifel nicht bekämpfen oder wegtrainieren.
Manchmal sind Zweifel und Vertrauen unser Guide.
Manchmal können wir beide einfach zur Seite schieben und ignorieren.
Sie sind beide wertvoll und sie gehören zu uns.
Nur eines sollten sie nicht sein. Der Grund, warum wir uns schlecht fühlen und deshalb Dinge nicht tun, die wir eigentlich gerne tun wollen.
Alles Liebe
Silvia
P.S. Erzähle mir deine Erfahrungen mit deinen Selbst-Zweifel. Hast du selbst versucht sie loszuwerden? Ist es dir gelungen? Wovor haben sie dich abgehalten? Ich freue mich über deinen Kommentar unter diesem Artikel.
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