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 … wir sie aber trotzdem über Bord werfen sollten

 

Wovor haben Sie Angst? – Vor Spinnen? Vor dem Alleinsein? Vor Misserfolg?

Neben Trauer, Wut, Freude und Scham ist Angst eines unserer Grundgefühle. Sie ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt, variiert auch im Laufe des Lebens, ist aber immer vorhanden.

Jeder Mensch erlebt Angst. Die Bewältigung von Ängsten ist für unsere Entwicklung enorm wichtig, im Idealfall ein Motor, der uns antreibt, pusht und weiterbringt.

Das Wort „Angst“ stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt „würgen“, „die Kehle zuschnüren“.

Während Furcht auf eine äußere Gefahr hindeutet, gilt Angst als unbestimmt. Wir haben in vielen Fällen Schwierigkeiten damit, genau auszudrücken, wovor wir wirklich Angst haben. Sie ist tief in uns verankert und macht sich durch Handlungen einerseits und körperliche Symptome andererseits bemerkbar (Pulsbeschleunigung, Erweiterung der Pupillen, Schweißausbrüche).

 

Es geht immer um den Tod

 

Unsere Vorfahren waren angewiesen auf die Angst, sie hat sie vor großen Gefahren, wie zum Beispiel Säbelzahntiger, bewahrt. Die Urangst, die Mutter aller Ängste, hat immer dieselbe Quelle: die Angst vor dem Tod. Wie wir auf sie reagieren, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

 

Es gibt drei wesentliche Reaktionsmuster:

  • Flucht,
  • Angriff,
  • Totstellen.

 

In kritischen Situationen, und das muss noch nichts mit der Todesangst zu tun haben, reagieren wir mit einem dieser Muster.

 

Bei mir zum Beispiel ist eindeutig Flucht das vorrangige Muster. Es macht sich vor allem vor Prüfungen, Reden vor großen Massen oder sonstigen mir unangenehmen Situationen bemerkbar.

 

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Ich würde mich dann am liebsten in ein Eck zurückziehen und erst wieder auftauchen, wenn die „gefährliche“ Situation vorüber ist.

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Vier Grundformen

 

Fritz Riemann, ein Tiefenpsychologe, geht davon aus, dass zwar alle Menschen individuelle Ängste haben, dass es aber viele Ängste gibt, die allen Menschen gemeinsam sind. Es gibt praktisch nichts, wovor man keine Angst entwickeln kann. Allerdings ist seiner Meinung nach die Basis immer eine Variante einer ganz bestimmten Grundangst. Ängste zu haben ist an sich nichts Negatives.

 

  • Angst vor Veränderung: Menschen, die vorrangig diese Art von Angst kennen, trachten nach Perfektion und Optimierung, Kontrolle, Macht und Beherrschung und teilen alles in richtig und falsch ein. Einige ihrer positiven Eigenschaften sind: Vorsicht, Zuverlässigkeit Gewissenhaftigkeit, Sparsamkeit, Sachlichkeit; die negativen: Geiz, Skrupellosigkeit und Streitsucht.

 

  • Angst vor Endgültigkeit: Hier geht es darum, ein leichtes, müheloses, anregendes Leben zu führen. Diese Personen lieben das Abenteuer, wollen ungebunden sein und suchen ständig neue Reize. Sie sind spontan, begeisterungsfähig und risikobereit und auf der anderen Seite oberflächlich, impulsiv und stehen gerne im Mittelpunkt.

 

  • Angst vor Nähe: Für diese Menschen sind ihre innere Freiheit und Unabhängigkeit oberstes Gut. Sie leben gerne autonom, immer etwas auf Distanz und wollen sich ihr Selbst bewahren. Sie sind sachlich, beherrscht und sensibel und auf der anderen Seite bizarr bis verschroben, wirken äußerlich selbstbewusst, sind aber innerlich sehr unsicher und oft sehr arrogant.

 

  • Angst vor der Selbstwerdung: Das höchste Ziel dieser Menschen ist die Harmonie. Sie sind sehr mitfühlend, warmherzig und gefühlvoll, geben gerne, sorgen sich um andere und können sich Situationen und Menschen hingeben. Andererseits sind sie bisweilen naiv, unselbstständig und zögerlich.

 

Diese Grundstrukturen treten so gut wie nie in Reinform auf, sondern zumeist in Mischformen und unterschiedlich stark: von geringfügiger Angst mit erhöhter Wachsamkeit und Unruhe, aber noch motiviert, bis hin zu panischer Angst, bei der das Konzentrationsvermögen gestört ist und man unfähig wird zu handeln.

 

Unsere Ängste als Hemmschuh

 

Es gibt viele Dinge, die uns davon abhalten, das zu erreichen, was wir im Leben brauchen und wollen. Die größte Hürde ist in vielen Fällen die Angst.

 

[bctt tweet=“Unsere Ängste sind unser größter Hemmschuh.“]

 

Angst kann uns lähmen, sie kann uns von wichtigen Entscheidungen und Handlungen abhalten, davor, was wir wollen, und selbst davor, was wir wirklich brauchen.

 

Was sind nun die am weitesten verbreiteten Phänomene, die mit Angst in Zusammenhang stehen?

Ein chinesisches Sprichwort sollten wir uns jedenfalls immer in Erinnerung rufen, wenn wir uns mit Angst beschäftigen:

 

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Die Angst klopfte an die Tür, das Vertrauen öffnete und niemand war da.

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Hier ein paar der häufigsten Angstphänomene:

 

  • Versagensangst

 

„Es gibt mehr Menschen, die kapitulieren, als jene, die scheitern.“ (Henry Ford)

 

Und Winston Churchill wusste: „Erfolg ist die Fähigkeit, von einem Misserfolg zum anderen zu gehen, ohne die Begeisterung zu verlieren.“

 

Was allerdings sind Misserfolg, Versagen oder Niederlage?

Wir alle haben in unserem Kopf gespeichert, dass wir erfolgreich sein müssen. Nur, was bedeutet das? Wie kann man Erfolg messen? Da gibt es keine klaren Regeln.

Misserfolg, Versagen, Niederlagen sind immer subjektive Wahrnehmungen. Was der eine als Niederlage sieht, ist für den anderen ein voller Erfolg.

 

[bctt tweet=“Misserfolg, Versagen, Niederlagen sind immer subjektive Wahrnehmungen.“]

 

  • Erfolgsangst

Diese Art der Angst ist oft bei Spitzensportlern anzutreffen, die wahre Trainingsweltmeister sind, im Wettkampf aber ihre Leistung nicht abrufen können.

Erfolg bringt zwar Applaus und Rampenlicht mit sich, setzt uns aber auch unter Druck: Es steigen womöglich die Belastung, Verantwortung und Aufmerksamkeit. Und außerdem ist ein Erfolg kein Erfolg. Die Ansprüche an sich selbst steigen genauso wie die Erwartungen von außen.

Wir wurden in unserer Gesellschaft zwar sehr gut auf das Versagen vorbereitet, weniger gut aber auf den Erfolg. Zumal wir auch beobachten können, welche Missgunst Menschen mit Erfolg entgegenschlägt.

Wollen wir das wirklich? Da ist es doch besser, ich bleibe unbeobachtet in meinem Wohnzimmer sitzen …

 

  • Angst vor Verurteilung

Gruppendruck ist ein starker Mechanismus, der viele Ängste auslöst. Das beginnt schon im Kleinkindalter, wo gehänselt wird, wer anders ist. Auch wenn wir um die Anerkennung unserer Eltern und anderen Bezugspersonen buhlen, sind wir von Angst getrieben.

Die tief in uns verwurzelte Angst, von anderen verurteilt oder bewertet zu werden, hält uns von Veränderung und Entwicklung ab: „Das tut man nicht!“ „Was sollen die anderen denken?“ „Du glaubst wohl, du bist etwas Besonderes!“ Diese oder ähnliche Zuschreibungen sind oft ein Grund, warum wir unseren Träumen und Zielen nicht nachgehen.

 

  • Angst vor emotionalem Leid

Hier muss man zwischen Schmerz und Leid unterscheiden.

Wir können sowohl psychischen als auch physischen Schmerzen nicht entgehen, sondern werden sie in unserem Leben immer wieder erleben. In vielen Fällen sind es auch sehr wertvolle Lektionen, aus denen wir lernen können.

Wird der Schmerz allerdings zu wirklichem Leid, dann lähmt er uns längerfristig und lässt uns vorsichtig oder sogar ängstlich werden.

 

Was ist nun der Unterschied zwischen Schmerz und Leid?

Ob jemand Schmerz als Leid empfindet, ist sehr subjektiv.

Ein für mich sehr eindrucksvolles Beispiel ist Barbara Pachl-Eberhart. Sie hat durch einen Autounfall ihren Mann und ihre beiden Kinder verloren. Der Schmerz, den sie erlitten haben muss, ist für viele kaum vorstellbar. Das Beeindruckende für mich war der Umgang mit dieser fürchterlichen Situation: Sie hatte zwar unglaublich starke emotionale Schmerzen, ließ sich aber nicht vom Leid auffressen, sondern stellte sich der Trauer und bearbeitete sie mit ihren Freunden und ihrer Familie. Sie hat sich durch diesen Schicksalsschlag nicht unterkriegen lassen, sondern neuen Mut gefasst und ihr Schicksal akzeptiert.

 

  • Angst vor Beschämung

Scham gehört definitiv zu den mächtigsten Gefühlen, die unser Verhalten steuern.

Angst vor Beschämung bewirkt, dass wir uns in andere Menschen hineinversetzen und fühlen, was sie vermutlich empfinden. Da Scham ein sehr starkes Gefühl ist, versuchen wir alle, unser Verhalten so zu steuern, dass wir ihr entgehen.

 

Dabei ist die Angst vor Beschämung sehr wertvoll. Zum Problem wird sie erst dann, wenn es jemandem an ihr mangelt. Solche Personen übersteigen nämlich die persönlichen Grenzen der anderen und sind nicht auf deren Wohl bedacht.

Besteht die Angst vor Beschämung im Übermaß, wird die/der Betroffene die Unterschiede zu anderen kaum aushalten können, das heißt, sie/er fühlt sich im Vergleich zu anderen immer minderwertig und schämt sich.

 

  • Angst vor dem Alleinesein oder Verstoßenwerden

Die Aussicht, ganz allein zu sein, löst bei vielen Menschen sehr große Angst aus. Kein Wunder, sind wir doch alle immer wieder auf die Hilfe anderer Personen angewiesen, vor allem im Alter, wenn wir vielleicht krank und gebrechlich sind und die Aufgaben des Alltags nicht mehr alleine bewältigen können.

 

Diese Angst ist auch der Grund, warum wir in Beziehungen (sowohl privaten als auch beruflichen) bleiben, die wir selbst nicht mehr als angenehm oder fruchtbar betrachten, schlimmstenfalls sogar als sehr belastend.

Wie die anderen Ängste hat auch diese Angst ihre Wurzeln in der Kindheit. Das können frühe Verlustängste, ein langer Krankenhausaufenthalt, Überbehütung oder Vernachlässigung der Eltern gewesen sein. In allen Fällen blieb die Gewissheit, dass es schmerzhaft ist, alleine zu sein.

 

Wir sehen, was wir fürchten, grösser

Das Problem bei Angst und dem dazugehörigen Muster ist, dass wir vielen Situationen unbewusst oder auch bewusst aus dem Weg gehen. Wir trauen uns nicht drüber, weil wir im Vorfeld ein unangenehmes Gefühl verspüren.

In Studien wurde belegt, dass zum Beispiel Arachnophobiker (Menschen, die Angst vor Spinnen haben) diese Tiere früher und länger wahrnehmen als Menschen, die diese Angst nicht kennen. Die betroffenen Personen berichten, dass sie Spinnen als groß und bedrohlich empfinden.

 

Was können Sie tun?

 

Unsere Ängste sind sehr wertvoll, sie bewahren uns vor Dummheiten, überhasteten Entscheidungen und kritischen Situationen.

Aber sie sind auch unser größter Hemmschuh, halten uns in unserer Komfortzone fest, lassen uns nicht über den Tellerrand blicken oder Veränderungen angehen.

 

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen ein Angstphänomen das Leben schwer macht und Sie bei Ihrer Weiterentwicklung hemmt, beantworten Sie sich die folgenden Fragen und versuchen Sie Ihrer Angst auf die Spur zu kommen.

 

  • Versuchen Sie sich zurückzuerinnern, wo der Ursprung dieser Angst ist. Wann ist sie zum ersten Mal aufgetreten?

 

 

 

  • In welchen Situationen war diese Angst für Sie hinderlich?

 

 

 

  • In welchen Situationen hat Ihnen Ihre Angst gute Dienste geleistet?

 

 

 

  • Wenn Sie sich Ihrer Angst stellen würden, was wäre das Schlimmste, was passieren kann?

 

 

 

  • Wer würde bemerken, dass Sie diese Angst nicht mehr haben?

 

 

 

  • Was könnten Sie tun, wenn Sie diese Angst nicht mehr hätten?

 

 

 

  • Was könnten Sie nicht mehr tun, wenn Sie diese Angst nicht mehr hätten?

 

 

 

Fazit

Ein Leben ohne Angst gibt es nicht. Wir alle schleppen die eine oder andere mit uns herum. Sie sind durchaus auch wertvolle Begleiter, problematisch werden sie erst, wenn sie uns wirklich behindern und im Weg stehen. Dann ist es ratsam, sich diesen Ängsten zu stellen und sie zu verarbeiten. Das ist manchmal wirklich harte Arbeit, aber wir werden dadurch freier in der Gestaltung unseres Lebens.

 

 

 

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Welche Ängste quälen Sie?

Und inwiefern behindern sie Sie in Ihrem Leben?

Haben Sie ein aktuelles Thema, bei dem Sie individuelle Unterstützung benötigen?

Schreiben Sie mir und ich melde mich innerhalb von 2 Tagen bei Ihnen. s.chytil@schwebebalken.at

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Bleiben Sie in Balance

Silvia Chytil

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Download: Arbeitsblatt Ängste 

 

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