Warum es so wichtig ist, unser inneres Team zu kennen

Das Ideal einer guten, also stimmigen Kommunikation entsteht in der Übereinstimmung zwischen der äußeren Situation und der Harmonie in uns selbst. Wir müssen unser Innenleben kennen und mit der äußeren Situation verknüpfen. Dann können wir stimmig kommunizieren.

 

Wie kommuniziere ich richtig?

Marco trifft Sabine auf dem Gang: „Kannst du bitte heute im Teammeeting für mich das Protokoll führen? Ich muss noch eine ganz dringende Arbeit für den Chef erledigen und werde erst später dazukommen. Außerdem machst du das auch viel besser als ich“, fügt er noch mit einem charmanten Lächeln hinzu.

„Ja klar, mach ich“, erwidert Sabine, allerdings mit eher grimmiger Miene.

Und als sie zu ihrem Schreibtisch zurückkehrt, brodelt es in ihr. „Warum muss immer ich das machen? Ich habe schon die letzten drei Male das Protokoll geführt. Wenn er an der Reihe ist, hat er immer eine Ausrede und immer bleibe ich über. Ich habe selber genug zu tun. Nur weil er was für den Chef erledigen muss.“

Sicher kennst du solche Situationen: Du triffst eine Entscheidung und im Nachhinein bist du gar nicht mehr davon überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. In dir werden Stimmen laut, die dich zu hilfsbereit, zu vorschnell, zu aggressiv, zu unkollegial, zu sensibel … schelte

Was passiert in uns?

 

Der Mensch ist mit sich selbst nicht immer ein Herz und eine Seele. (F. Schulz v. Thun)

 

Schulz von Thun hat das Konzept des inneren Teams entwickelt. Er zitiert auch gerne Goethe: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“ Wenn ich allerdings in mich selbst hineinhöre, sind da definitiv mehr als zwei!

Was geht nun in Sabine vor?

Sie hat sehr schnell geantwortet und ärgert sich hinterher. Die Bejahende könnte die Hilfsbereite in ihr sein, die es jedem recht machen möchte und gerne hilft. Ihre andere Stimme könnte Justitia sein, die darauf achtet, dass Sabine kein Unrecht widerfährt, dass sie nicht benachteiligt wird, aber auch nicht bevorteilt.

Dann könnte es da noch die Egoistische geben, die auf sich selbst bedacht ist und nicht für jemand anderen arbeiten möchte. Und vielleicht auch noch die Karrieristin, die „ja“ sagt, um damit Gutpunkte zu erheischen und Lob von ihrem Chef erhofft.

Das sind eine ganze Menge, die sich da mehr oder weniger lautstark zu Wort melden!

Wie melden sich die Stimmen?

Die Stimmen in uns sind in mehrfacher Hinsicht verschieden:

  • Es gibt die Frühmelder und die Spätmelder:

Frühmelder sind sofort da und greifen unmittelbar ins Geschehen ein. Spätmelder melden sich erst nach Stunden oder sogar Tagen zu Wort, dann aber mit unabweisbarer Heftigkeit. Die können wir dann nicht mehr überhören.

 

  • Es gibt die lauten und die leisen Stimmen:

Die lauten Stimmen schreien uns sofort an, wenn wir etwas vermeintlich Falsches getan oder gesagt haben. Die leisen Stimmen sind sehr unscheinbar und nur zu vernehmen, wenn wir zur Ruhe kommen und aus unserer Betriebsamkeit aussteigen. Allerdings sind die leisen die mit den wichtigsten Botschaften.

 

  • Es gibt willkommene und unwillkommene Stimmen:

Die unwillkommenen sind uns peinlich und unangenehm. Das sind die, die wir gerne versperren und gar nicht ans Tageslicht lassen und am liebsten wären wir sie los.

Wenn wir diese Stimmen nicht akzeptieren, dann verziehen sie sich ganz tief in uns hinein und übrig bleibt eine Persönlichkeit, die versucht, einen Teil von sich zu ignorieren.

Selbstakzeptanz beginnt aber mit dem Annehmen, vielleicht sogar Willkommenheißen genau dieser unwillkommenen Stimmen. Denn sonst kommen sie durch die Hintertür wieder herein – in Form eines körperlichen Symptoms beispielsweise.

 

Wie lerne ich mein inneres Team kennen?

„Willst du ein guter Leiter sein, dann schaue in dich selbst hinein.“ (Schulz v. Thun)

 

Wenn wir uns mit unseren inneren Stimmen auseinandersetzen, ist das anfänglich vielleicht etwas irritierend, letztendlich aber eine ungeheure Bereicherung. Und wenn wir es dann schaffen, den zerstrittenen Haufen zu einem Team zu formen, dann sind wir unserer inneren Balance einen Riesenschritt näher.

 

In einem ersten Teil schlage ich Ihnen zwei Übungen vor:

Die Identifikation Ihres Teams und das Anhören.

Es kann eine Weile dauern, bis sich alle zu Wort melden. Verzagen Sie nicht, seien Sie geduldig – es lohnt sich.

 

1. Identifizieren

 

Jedes Teammitglied hat eine Botschaft, die in vielen Fällen nicht sofort erkennbar ist und durch eine Innenschau erst „spruchreif“ gemacht werden muss.

Sabine verspürt vielleicht zunächst nur den Impuls „Nein, seh ich gar nicht ein!“ und erkennt erst nach und nach, was und wer dahintersteckt. Die Botschaft ergibt sich durch Selbsterkundung. In den meisten Fällen sind wir sehr gut in der Lage herauszufinden, ob die inneren Worte stimmig sind.

 

Übung

 

Teil 1:

Holen Sie sich eine Situation in Erinnerung, in der Sie widersprüchliche Botschaften in sich wahrgenommen haben.

Und jetzt treten Sie laut in einen Dialog mit sich selbst.

Lassen Sie alle Stimmen zu Wort kommen, auch die, die sich nur ganz zaghaft aus dem Untergrund melden. Das laute Sprechen ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, Ihren Teammitgliedern wirklich eine Stimme zu geben.

 

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Lassen Sie all Ihre inneren Stimmen laut zu Wort kommen. Sie haben Ihnen sehr viel zu sagen!

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Wir haben natürlich von klein auf gesagt bekommen, dass wir keine Selbstgespräche führen sollen. Ich wurde zum Beispiel immer schief angeschaut, wenn ich in der Badewanne laut vor mich hin plapperte. Ob ich denn nicht alleine wäre, wollte man von mir wissen.

Nein, ich bin nicht alleine, ganz viele in mir haben etwas zu sagen.

Wenn Ihnen diese Idee unangenehm ist, dann starten Sie im Auto oder bei einem Spaziergang. Dort wo Sie sich sicher sind, dass Ihnen niemand zuhört. Es ist am Anfang ungewohnt, sich laut sprechen zu hören, bald schon wird es Ihnen aber ganz vertraut vorkommen und Sie werden feststellen, wie bereichernd es ist, mit sich selbst im Dialog zu sein.

 

Teil 2:

Geben Sie Ihren unterschiedlichen Stimmen Namen.

Bei mir gibt es die Verunsicherte, die Verwöhnte, die Perfektionistin, die Entspannte, die Neugierige, die Zweiflerin, die Besserwisserin, die Naturliebhaberin und noch einige mehr.

Solche Charakterbeschreibungen sind ebenso passend wie Figuren aus der Literatur oder der Mythologie oder auch Bilder, Metaphern oder was immer Ihnen in den Sinn kommt.

Identifizieren Sie auch ein Oberhaupt oder einen Moderator. Der ist später, wenn Sie mit Ihren Stimmen in einen Dialog treten, von unschätzbarem Wert.

 

Namen Ihrer Stimmen:

Stimme 1: _______________________________________________

Stimme 2: _______________________________________________

Stimme 3: _______________________________________________

Stimme 4: _______________________________________________

Stimme 5: _______________________________________________

Stimme 6: _______________________________________________

Stimme 7: _______________________________________________

Stimme 8: _______________________________________________

Stimme 9: _______________________________________________

Stimme 10: ______________________________________________

 

2. Anhörung

 

Das passiert teilweise schon mit der Identifizierung. Aber meistens dürfen die einzelnen Mitglieder in der ersten Phase nur kurz zu Wort kommen. In dieser zweiten Phase jetzt sind alle dran, und zwar einer nach dem anderen.

 

Übung

 

Suchen Sie sich einen ruhigen Platz und nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Jetzt stellen Sie sich Ihre innere Konfliktsituation vor.

Lassen Sie alle Ihre Stimmen zu Wort kommen, und zwar nach und nach, keine unterbricht eine andere. Nominieren Sie eine Stimme als Oberhaupt bzw. Moderator, der die anderen immer wieder zur Räson bringt und dadurch alle drankommen lässt.

 

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Und haben Sie Geduld mit jenen leisen, späten und unwillkommenen Mitgliedern. Die sind es noch nicht gewohnt, gehört zu werden – haben Ihnen aber ganz etwas Wichtiges zu sagen.

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Bei mir könnte sich das wie folgt abspielen: Ich soll den Abgabetermin für einen neuen Artikel fixieren:

Die Perfektionistin: So kann ich das nicht lassen! Da sind noch Fehler drinnen und der Text hat viel zu wenig Schwung. Und überhaupt sind noch so viele Punkte offen, da benötige ich noch mehr Recherche, das ist noch viel zu wenig gehaltvoll. Wenn wir das so abgeben, dann liest das niemand.

Die Verunsicherte: Ich glaube, ich lasse das lieber. Wenn ich es so veröffentliche, dann blamiere ich mich nur. Vielleicht sollte ich überhaupt zu schreiben aufhören und ganz etwas anderes machen, etwas, das ich besser kann. Nur was?

Die Entspannte: Ach wisst ihr, es ist doch so. Alle kochen nur mit Wasser. Da draußen gibt es Millionen von Autoren und die werden auch gelesen. Das geht schon, ist doch toll geworden. Klingt gut, hat Tiefe, ist unterhaltsam.

Die Ungeduldige: So, jetzt reichts, ich habe lange und intensiv an diesem Artikel gefeilt, hinzugefügt, gestrichen, quergelesen … Irgendwann muss wirklich Schluss sein!

Die Bequeme: Eigentlich könnte ich mal Pause machen. Draußen scheint die Sonne, ich will jetzt selbst in Ruhe ein Buch lesen, die Füße hochlagern, ein Glaserl Wein trinken. Ist doch egal, wenn der Artikel heute nicht fertig wird. Dann geben wir ihn einfach nächste Woche ab.

 

Name                                                      Botschaft

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Die Übungen gibt es auch als Download.

Hier klicken

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Fazit

Es wird vermutlich eine Weile dauern, bis Sie all Ihre Stimmen identifiziert und auch angehört haben. Suchen Sie sich passende Namen, beschreiben Sie Ihre Charaktere, lernen Sie sie wirklich kennen. Je mehr Sie die Wünsche und auch Ängste der einzelnen Teammitglieder kennen, umso klarer wird sich Ihre Kommunikation nach außen hin verändern.

 

 

 

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Kennen Sie Ihr inneres Team?

Sind Sie froh es zu haben oder würden Sie gerne einige Stimmen in Ihnen eliminieren?

Haben Sie ein aktuelles Thema, bei dem Sie individuelle Unterstützung benötigen?

Schreiben Sie mir und ich melde mich innerhalb von 2 Tagen bei Ihnen. s.chytil@schwebebalken.at

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Bleiben Sie in Balance

Silvia Chytil

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