Entspannt Selbständig Silvia Chytil

Bevor ich mich endgültig entschied selbstständig zu werden, schwirrte in meinem Kopf immer wieder eine Frage: Will ich so die nächsten 20 Jahre arbeiten. Für mich lautete die Antwort klar: Nein!. Die Umstände, die ich in meiner Firma vorfand, waren alles andere als entspannend. Sie war eher frustrierend, stressig, zum Teil langweilig.

Was also erwartete ich mir von der Selbstständigkeit?

Kein Frust: Für mich bedeutet dies, eine Arbeit zu machen, die mir Spaß macht und für mich Sinn ergibt.

Kein bzw. weniger Stress: Vor allem negativer Stress. Ich arbeite sehr gerne, kann mich stundenlang in einem Thema vertiefen. Da kann es auch mal hektisch und „stressig“ werden. Aber das ist kein negativer Stress. Negativer Stress bedeutet für mich, ständig unter Druck zu stehen. Nicht selbst entscheiden zu können. Dinge zu tun, für die man nicht einsteht und unter ständiger Angst zu arbeiten.

Keine Langeweile: Ich habe den Anspruch und auch die Überzeugung, dass Arbeit Spaß macht. Wir sind aufgewachsen in einer stark fehlerintoleranten Welt. In der Schule wurde uns beigebracht, dass wir keine Fehler machen dürfen. Wir uns mehr auf unsere Schwächen, als auf unsere Stärken konzentrieren sollen. Über bleibt, dass der Wirkungskreis sehr eingeschränkt wird. Wir nicht mehr kreativ arbeiten, sondern Dienst nach Vorschrift machen. Was mit der Zeit langweilig wird. Und frustrierend. Die Kreativität, die Neugier bleiben auf der Strecke. Wir versuchen so wenig wie möglich aufzufallen und keine Fehler zu machen.

Die Redewendung „selbst und ständig“ kam erst nach einiger Zeit in mein Bewusstsein. Erst als ich mich umsah und mit anderen UnternehmerInnen sprach. Nein, nicht alle Selbstständigen sind entspannt.

[bctt tweet=“Viele Selbstständige schrammen am Burnout vorbei, befinden sich im selben Hamsterrad, aus dem sie zuvor ausgebrochen waren. „]

Es musste auch anders gehen.

Daher kam die Blogparade von Simone Weissenbach „entspannt selbstständig“ gerade recht. Danke für diese Iniative und ich habe sehr gerne meine Gedanken dazu aufgeschrieben:

1.  Wie ist es möglich entspannt selbstständig zu sein?

Für mich gibt es darauf nur eine Antwort. Immer wieder stehen bleiben und schauen, ob wir uns noch auf dem richtigen Weg befinden. Es liegt in unserer Hand, wir haben die Macht und die Verantwortung, also nutzen wir sie.

Wie? Indem wir reflektieren. Was läuft gut, was gehört verbessert. Was macht Spaß, was nervt. Was bringt Geld, wo verliere ich es. Wofür brenne ich, was langweilt mich. Komme ich meinem Traum schrittweise näher oder entferne ich mich?

Selbstreflexion ist eine der wichtigsten Aufgaben, um entspannt zu arbeiten. Das Gegenteil von entspannt ist frustriert, gestresst, genervt. Es liegt an jedem einzelnen, für sich zu überprüfen, ob er wieder in das Hamsterrad eingetreten ist.

2. Was gehört für mich zur entspannten Selbstständigkeit

Meine entspannte Selbstständigkeit hat drei Zutaten:

  • Sinn
  • Kreativität
  • Entscheidungen

 

Sinn: Sobald ich etwas tue, was mir Sinn vermittelt, dann mache ich es gerne und mit Leidenschaft. Und da stört es nicht, wenn ich viele, viele Stunden an einem Projekt sitze. Wenn es für mich sinnvoll ist, dann erledige ich es gerne und empfinde auch viel Arbeit nicht als Stress.

Kreativität: Kreativität bedeutet für mich, Neues auszuprobieren, über den Tellerrand zu blicken, Ideen aufzugreifen und zu verwirklichen. Ich wäre äußerst unentspannt, wenn ich Tag für Tag dieselbe Arbeit verrichten müsste, nur nach Plan lebe und nur noch meine To-Do Liste abarbeite. Natürlich ist die Kreativität auch eine Krux. Zumindest bei mir, da ich wirklich Probleme mit Plänen habe. Kaum sehe ich ein End-Datum, überfällt mich leichte Panik :-). Da für mich ein zu fester Plan gleich einer Freiheitsberaubung gleich kommt, musste ich einen Weg finden, der es mir erlaubt, beides zu vereinen. Ich lebe sowohl meine Kreativität, halte mich aber mittlerweile zumindest zu 80 % an meine Pläne. Und das ist sehr entspannend für mich.

Entscheidungen: Selbstständigkeit bedeutet Verantwortung übernehmen. Was eindeutig wegfällt, ist die Möglichkeit, die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben. Für mich ist ausschlaggebend, meine eigenen Entscheidungen treffen zu können. Und dafür verantwortlich zu sein. Oft hadere ich damit – letztendlich ist es aber das Salz in meiner Selbstständigkeit-Suppe.

3. Warum ist es so schwer, entspannt selbständig zu sein, obwohl es von vielen das Ziel ist?

Wir geben uns oft falschen Erwartungen hin. Es ist großartig, zu arbeiten, wann und wo man möchte. Tolle Bilder kursieren im Internet von KollegInnen, die am Strand mit einem Glas Caipirinha erzählen, dass sie quasi im Schlaf und beim Nichtstun ihr Geld verdienen. Allerdings sieht niemand die vielen Stunden und Anstrengungen, die dahinter stecken. Ähnlich einem Sportler, der am obersten Treppchen steht und strahlend in die Goldmedaille beißt. Niemand sieht die qualvollen Stunden in der Kraftkammer, die vielen Verletzungen und Niederlagen, die der Sportler einstecken musste.

[bctt tweet=“Sich immer wieder selbst motivieren und bei der Sache bleiben, sind Hürden, die viele zu Fall bringen.“]

4. Was funktioniert für dich gut, was klappt nicht?

Gut funktioniert, dass ich mich motivieren kann und intensiv an der Umsetzung arbeite. Ich hole mir meine Erfolgserlebnisse ab und habe Spaß an dem, was ich tue.

Ein Riesenstolperstein auf dem Weg zur vollkommen Entspannung ist mein eigener Perfektionismus. Dadurch verliere ich viel Zeit und vor allem viel Energie.

5. Mein bester Tipp

Wie im Leben nicht nur die Sonne scheint, ist die Selbstständigkeit kein ewiger Sonntags-Ausflug. Sich dessen bewusst zu sein, dass manchmal eisiger Wind weht und Schneeschauer den Weg kreuzen, hilft, mühsamere Zeiten durch zu stehen.

Regelmäßig stehen bleiben und hinterfragen:

FAZIT

Wenn wir uns nicht scheuen, uns Fragen zu stellen, kurz innezuhalten und zu fühlen, dann können wir rechtzeitig entgegensteuern. Bevor wir im Hamsterrad landen und vor lauter Frust und Stress alles hinschmeißen wollen.