Glaubenssätze auflösen

Vergangene Woche fand das Kick-Off-Meeting für das Programm UPLIFT 2021 statt. Was für eine wunderbare Erfahrung mit unglaublich tollen UnternehmerInnen. Die Zeit flog für mich nur so dahin. 2 Stunden waren im Handumdrehen vergangen.

Heute in der Früh wachte ich mit einem Gedanken auf: Gedankenlos lässt uns effizienter sein. Irgendwie ein schräger Gedanke und ich musste erst der tieferen Bedeutung auf die Schliche kommen.

2 Bedeutungen von „gedankenlos“

Aus meiner Sicht gibt es 2 Arten das Wort „gedankenlos“ zu gebrauchen.

Früher, wenn mir ein Missgeschick passierte oder ich etwas vergaß, dann sagten meine Eltern oft: Du bist gedankenlos. Das ist eine gängige Nutzung des Begriffes.

Wenn wir aber genauer darauf schauen, dann ist hier genau das Gegenteil der Fall: Wir sind voll mit Gedanken bzw. wir sind mit unseren Gedanken auf einer Reise in die Zukunft oder Vergangenheit und sind gerade nicht da, wo wir eigentlich (körperlich) sind. Unsere Aufmerksamkeit ist voll auf unsere Gedanken gerichtet.

Sind wir so „gedankenlos“, dann sind wir nicht sehr effizient. Anstatt präsent zu sein und uns damit zu beschäftigen, was jetzt gerade vor uns liegt, schweifen wir in Gedanken ab. Wir überlegen, was wir noch alles erledigen müssen oder fragen uns, warum eine Situation nicht so ist, wie wir sie gerne hätten.

Also anstatt gedankenlos zu sein, sind wir eigentlich voll mit Gedanken, die nichts damit zu tun haben, was wir gerade tun. Da kann es sehr leicht passieren, dass ein Glas zu Bruch geht oder wir eine E-Mail an den falschen Absender schicken.

Die andere Art von „gedankenlos“

Die zweite Variante, die ich als gedankenlos bezeichne, ist das, was ich nicht nur im gestrigen Kick-Off erlebte, sondern mehr und mehr mein Dauerzustand ist.

Dieses „gedankenlos“ beschreibt den Zustand, den wir oft „Flow“ nennen oder „im Moment sein“. Wir sind komplett in der Sache versunken und denken nicht über etwas anderes nach.

Wobei der Begriff „gedankenlos“ etwas irreführend ist. Wir sind denkende Lebewesen, das heißt durch unseren Kopf schwirren immer Gedanken. So, wie wir immer atmen, auch wenn es uns nicht bewusst ist, denken wir immer. Daher ist der Versuch, frei von Gedanken zu sein, zum Scheitern verurteilt. Sogar wenn wir schlafen, fließen Gedanken durch uns. Nur nennen wir es dann nicht denken, sondern träumen.

Die Frage ist vielmehr, wohin lenken wir unsere Aufmerksamkeit? Ist unsere Aufmerksamkeit ständig bei unseren Gedanken, die uns sagen, was wir noch alles tun sollen und müssen bzw. was wir alles falsch gemacht haben oder was alles passieren könnte?

Oder ist unsere Aufmerksamkeit bei dem, was wir gerade tun, und lassen uns von dem Gedankenfluss nicht ablenken?

Ein Garant für gute Leistung

Gestern im Kick-Off war ich voll und ganz bei den TeilnehmerInnen. Ganz sicher hatte ich auch Gedanken, die nichts mit dem Meeting zu tun hatten. Nur in diesem Moment waren sie für mich irrelevant. Ich ließ sie kommen und gehen, ohne mich von ihnen vereinnahmen zu lassen.

Dieser Zustand ist unglaublich erfüllend. Wir sind in Verbindung mit uns selbst und mit Anderen. Wir sind fokussiert und arbeiten sehr effizient, wir können kluge Entscheidungen treffen, die genau auf den aktuellen Moment abgestimmt sind. Anstatt uns durch Sorgen und Ängste zu stressen, sind wir gelassen und entspannt. Wir haben das Gefühl durch die Zeit zu schweben und es gibt nichts anders zu tun, als jetzt genau hier zu sein und das zu tun, was jetzt wichtig ist.

Im Sport ist dieses „gedankenlos“ ein fast sicherer Garant für gute Leistung. SportlerInnen wissen, je weniger sie sich mit den herumschwirrenden Gedanken beschäftigen, umso leistungsfähiger sind sie.

Vor ein paar Jahren habe ich einen olympischen Rodel-Bewerb im Fernsehen verfolgt. Der Rodler war sehr gut unterwegs, machte aber in einer Kurve einen schweren Fehler. Der Co-Moderator, ein ehemaliger Profi-Rodler, rief: „Oh, jetzt war er gerade in seinen Gedanken.“ Man konnte es auch sehen, für einen kurzen Moment hob der Rodler ein wenig den Kopf. Kaum sichtbar und doch wurde seine bisher perfekte Fahrt dadurch unterbrochen.

Vermutlich kam ihm ein Gedanke, wie „hoffentlich geht sich das aus“ oder „das ist eine schwere Kurve“. Und anstatt den Gedanken ziehen zu lassen, riss ihn dieser Gedanke aus seinem natürlichen Ablauf.

Was im Sport schon bekannt ist, findet im Business wenig Beachtung. Im Business glauben wir, dass wir viel nachdenken müssen und dass uns aufkommende Gedanken eine wichtige Botschaft schicken.

Worauf richtest du deine Aufmerksamkeit?

Aber Gedanken schicken keine Botschaft und sie sind auch keine Wahrsage-Maschine. Gedanken sind Energie, die sich in unserem Kopf als Worte und Bilder manifestieren. Nicht mehr und nicht weniger. Wir müssen nicht jedem Gedanken folgen, nur weil er in unserem Bewusstsein auftaucht.

Gedankenlos bedeutet also nicht, keine Gedanken zu haben. Gedankenlos bedeutet unser Bewusstsein nicht mit Gedanken vollzufüllen. Wir haben nur eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Es liegt also an uns, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten: Auf unsere Gedanken oder auf das, was JETZT gerade IST.

Je mehr es uns im Business gelingt, wie die Sportler, Gedanken ziehen zu lassen und uns auf das konzentrieren, was jetzt gerade vor uns liegt, umso mehr erleben wir den „gedankenlosen“ Zustand. Und umso mehr bewegen wir uns im Fluss des Lebens.

Unser Arbeiten wird dann nicht nur viel leichter, sondern auch effizienter. Wir sind konzentriert, fokussiert, aufmerksam. Was uns in Folge kreativer, inspirierter und intuitiver macht. Wir lassen uns nicht von unseren Gedanken durch die Gegend jagen, sondern übernehmen die Führung und entziehen Gedanken, die wir im Moment nicht brauchen, einfach unsere Aufmerksamkeit. Wir können das und dürfen das.