Vorige Woche hatte ich eine Mittelohrentzündung und musste das Bett hüten. Natürlich habe ich mich nicht besonders gefühlt und war etwas leidend. In so einem Zustand haben es meine Gedanken ganz leicht, die Kontrolle über mich zu erlangen. Da tauchen dann so Sätze auf, wie: Kann ich das überhaupt? Bin ich gut genug? Was wenn ich mir da nur was einbilde?
Ganz ehrlich: Ich hasse diesen Zustand. Ich mag es nicht, wenn ich mich klein und unsicher fühle. Viel lieber wäre ich die ganze Zeit gelassen und ausgeglichen. Hätte immer Klarheit und Selbstvertrauen. Wüsste immer ganz genau, was ich möchte und wäre gerne zufrieden mit dem, was ich tue, habe und bin.
Gelassenheit sollte mein täglicher Begleiter sein, ganz gleich, was ist.
Was ist eigentlich Gelassenheit?
Gelassenheit ist die Fähigkeit mit Dingen, die im Außen passieren, ruhig und überlegt umgehen zu können. Es befähigt uns, uns nicht im Chaos zu verlieren, sondern die Herausforderungen des Lebens zu akzeptieren und sie in unser Leben zu integrieren. Nicht dagegen ankämpfen, sondern mit ihnen gehen.
Unser natürlicher Zustand ist Gelassenheit
Jetzt denkst du vielleicht: Aha, davon bemerke ich allerdings nichts.
Das kann sein.
Aber stelle dir mal folgende Situation vor:
Dan: Duuuu, glaubst du, dass ich das so schreiben kann?
Eny: Ja klar.
Dan: Ja aber, was wenn ich ganz dumm daher komme und die anderen lachen?
Eny: Dann sollen sie halt lachen, egal.
Dan: (weinerlich) Aber ich will nicht, dass die anderen über mich lachen. Vielleicht sollte ich das lieber doch nicht so formulieren.
Eny: Dann schreibe es anders.
Dan: Aber vielleicht ist es gar nicht so blöd und die Leute lieben das.
Eny: Dann lass es so.
Dan: Vielleicht sollte ich lieber ein Video machen.
Eny: Mach ein Video.
Dan: Aber auf dem Video stottere ich immer und ich habe Angst, dass mir nichts einfällt.
Eny: Dann mache kein Video.
Dan: Aber Videos sind super. Alle machen Videos. Videos heben enorm die Reichweit.
Eny: Lieber Dan. Mir ist es wirklich egal, ob du es so schreibst oder anders. Ob du ein Video machst oder nicht. Ich habe nämlich ganz andere Dinge zu tun. Ich muss schauen, dass dieses System namens Mensch, atmet, verdaut und in der Früh aufwacht. Ich pumpe das Blut durch die Venen und kämpfe gegen gefährliche Bakterien. Ich achte, dass dieser Mensch nicht von Löwen gefressen wird und unterstütze ihn bei was auch immer er gerade tut.
Eny (Energy) ist unsere Lebensenergie. Unser Spirit, unser Geist, unsere Essenz.
Dan (Gedanken) ist unsere Stimme im Kopf, die uns unaufhörlich unsere Gedankenwelt erklärt, unsicher ist und eigentlich immer besser weiß, was wir oder andere tun oder lassen sollen. Die Stimme, die alles argumentiert und bewertet, sowohl was im Außen passiert als auch, was wir tun.
Als ich krank war, hatte Dan genügend Zeit wirres Zeug zu reden. Eny dachte sich nur: Du quatsch mal weiter, ich schau währenddessen, dass dieser Mensch wieder gesund wird und zu Kräften kommt. Das hat Vorrang und ist jetzt wirklich harte Arbeit.
Unsere Lebensenergie (Geist, Spirit, Essenz) ist pure Gelassenheit. Weiß immer genau, was jetzt gerade zu tun und was jetzt wichtig ist. Oder kannst du dir vorstellen, dass Eny hysterisch Krach macht, weil sich gerade gefährliche Bakterien in unserem Körper befinden? Nein. Stattdessen wird alles versucht und getan, was nötig ist, um gegen den Eindringling anzukämpfen. Das ganze System arbeitet zusammen und zieht an einem Strang. Das Herz würde nie sagen: Hey Abwehrkraft, warum hast du nicht ordentlich aufgepasst, du bist ja zu gar nichts nutz. Jetzt habe ich die ganze Arbeit und muss noch härter arbeiten, damit ich das Blut durch den Körper bringe.
Wir sind so viel mehr als unsere Gedanken
Anstatt uns aber unseres gesamten Systems bewusst zu werden, befassen wir uns zum größten Teil mit unseren Gedanken. Soll ich das tun oder jenes. Werde ich ausgelacht oder zum Superstar erklärt. Mach ich das richtig oder bin ich ein kompletter Depp.
Unserer Lebensenergie ist ziemlich egal, ob wir schreiben oder Videos drehen. Ob wir selbstständig sind oder einen Job annehmen. Ob wir Vegetarier sind oder Fleisch essen. Es wird immer versuchen mit den gegebenen Umständen bestmöglich umzugehen. Sogar wenn wir uns Drogen, Alkohol, Nikotin zuführen lässt uns unser System nicht im Stich.
Da wir jedoch so sehr auf unsere Gedanken fixiert sind, meinen wir unser Wohlbefinden hängt einzig und alleine davon ab, was wir denken. Wir haben Angst davor, von jemanden kritisiert zu werden, haben Angst davor schlechte Gefühle zu haben und vermeiden diese, wo es nur geht.
Natürlich sind Kritik und negative Gefühle nicht angenehm. Aber hey – du wirst trotzdem weiter atmen und verdauen.
Wir nehmen unsere Lebensenergie als selbstverständlich hin. Oft spalten wir uns sogar davon ab und meinen, es ist irgendwas da draußen. Sind nicht wir. Oder haben das Gefühl, wir hätten sogar die Verbindung dazu verloren.
Aber unsere Lebensenergie arbeitet, ganz gleich, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Unsere Gedanken sind nur ein ganz kleiner Teil unseres gesamten Systems. Sie sind wichtig. Sie sind notwendig. Sie sind mächtig. Mit ihr können wir großartige Dinge in die Welt bringen, neue Ideen generieren und sie gestalten unsere Welt, wie wir sie wahrnehmen.
Sie sind es allerdings auch, die uns in Stress versetzen und uns unsere Gelassenheit nehmen.
Wenn wir schon meinen, wir sind unsere Gedanken und wir sind das, was wir denken, dann können wir auch denken: Ich bin die Lebensenergie.
Das nächste Mal, wenn dich wieder deine Gedanken stressen und du keine Gelassenheit spürst, dann weite dein Bewusstsein, was du sonst noch den ganzen Tag tust: Atmen, Hände bewegen, Bakterien bekämpfen, Gedanken und Gefühle produzieren, Hormone ausschütten, neuronale Verbindungen aufbauen.
Das alles machst du. Auch wenn es du es nicht bewusst und es „im Hintergrund“ passiert, tust es trotzdem du. Das bist du. Und das ist so viel mehr, als schimpfende und bewertende Gedanken.
Wie ist deine Meinung dazu?
Wie passt das zu deinen bisherigen Erfahrungen und was könnte das in deinem Leben verändern?
Bitte teile deine Gedanken in der Kommentar-Box unter diesem Artikel.
Mit all meiner Liebe,
Silvia
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