Manchmal kann eine einzige Situation unsere Emotionen so stark beeinflussen, dass sie uns noch lange danach beschäftigen. In diesem Text geht es um die transformative Kraft des Loslassens und der Perspektiven-Wechsel, um innere Ruhe und Klarheit zu finden.
Diese Woche hatte ich ein Coaching mit einer Kundin, die völlig aufgewühlt zu mir kam. Sie war so durcheinander, dass sie kaum in der Lage war, ihre Gedanken zu ordnen und mir zu erzählen, was passiert war.
Am Vormittag hatte sie ein Meeting mit einem Kunden, und schon bei der Begrüßung spürte sie, dass er in einer schlechten Stimmung war. Im Laufe des Gesprächs wurde seine Laune immer düsterer.
Plötzlich verlor er völlig die Kontrolle. Er warf ihr Fehler vor, behauptete, dass die gemeinsame Kampagne nicht den gewünschten Erfolg gebracht hätte, und machte weitere Anschuldigungen.
Meine Kundin war total perplex. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie gut zusammengearbeitet, und sie wusste nicht, warum er plötzlich so reagierte.
Um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen, versuchte sie, ruhig zu bleiben, und beendete das Gespräch so schnell wie möglich.
Aber als sie später im Auto saß, wurden sie von einer Welle von Emotionen übermannt. Sie fühlte sich verwirrt, frustriert und mit ungerechtfertigten Vorwürfen überhäuft. Wut, Ärger und Enttäuschung stiegen in ihr auf.
Diese Gefühle waren so intensiv, dass sie selbst Stunden nach unserem Gespräch immer noch nicht zur Ruhe gekommen war.
Sie spielte die Situation immer wieder in ihren Gedanken durch.
Hätte sie anders reagieren sollen?
Warum hatte sie sich nicht verteidigt?
Warum war sie nicht schlagfertiger?
Hatte sie wirklich einen Fehler gemacht?
Hätte sie diesen Auftrag überhaupt annehmen sollen?
Diese Fragen quälten sie den ganzen Nachmittag, und es dauerte bis zu unserem Abendgespräch, um etwas Ruhe und Klarheit in ihre Gedanken zu bringen.
Innere Distanz finden mit einer neuen Perspektive
Wir alle tragen unsere Geschichten, Bewertungen, Vorstellungen, Vorurteile und Ängste mit uns spazieren. Drückt ein Ereignis im Außen einer dieser Knöpfe, dann sind wir zu (teils heftigen) Gefühlen fähig.
Das ist nicht das Problem.
Zu einem Problem werden diese Gefühle erst, wenn sie zu lange unkontrolliert in uns toben können.
Wenn wir ein und dieselbe Situation ständig in unseren Gedanken nach-spielen und ihr damit immer wieder neues Futter geben.
Dann erleben wir einen unangenehmen Vorfall, nicht nur die 1–2 Minuten, die er tatsächlich gedauert hat, sondern noch Stunden, Tage und Monate danach.
Die Kunst ist nicht, dass wir abgebrüht werden und überhaupt keine Gefühle mehr zulassen. Oder wir versuchen, uns jede Situation schönzureden, nur damit wir uns gut fühlen.
Die Kunst besteht darin, dass du dich von der Situation distanzierst.
Eine kleine Übung:
Stell dir eine Situation vor, die dich aufgewühlt hat oder noch immer tut. In der du dich frustriert, ärgerlich, wütend, besorgt gefühlt hast (oder noch immer tust).
Jetzt fühle dich in diese 2 Szenarien hinein
- Ich war/bin frustriert, ärgerlich, verängstigt …
Wie fühlt sich das an? Kannst du spüren, wie sich das Gefühl in dir ausbreitet, wie es dich einengt?
Und jetzt spüre hier hinein:
- Die Situation war frustrierend, ärgerlich, beängstigend …
Merkst du den Unterschied?
Merkst du, wie sich die starke Verbindung zu dem Ereignis löst und du innerlich auf Distanz gehst.
Plötzlich stehen nicht mehr du und deine Gefühle im Mittelpunkt, sondern nur die damaligen Ereignisse und wie du sie erlebt hast.
Distanz schafft innere Ruhe
Im Coaching mit meiner Kundin gelang es uns, diesen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Sie wurde innerlich ruhiger und fand wieder Zugang zu ihrer Intuition.
Sie ließ sich nicht mehr von den Gedanken an den Meeting-Raum gefangen nehmen, sondern schuf eine neutrale Distanz zu dem Vorfall.
Unabhängig davon, was damals wirklich passiert war, konnte sie in sich hineinhören und abwägen, wie sie nun weiter vorgehen würde.
Plötzlich kamen auch ganz andere Fragen auf:
Hatte der Ausbruch ihres Kunden tatsächlich etwas mit ihr zu tun oder war er einfach nur schlecht gelaunt oder hatte möglicherweise berufliche oder private Probleme?
Hatte sie tatsächlich einen Fehler gemacht?
Möchte sie in Zukunft weiterhin mit diesem Kunden zusammenarbeiten, ein klärendes Gespräch führen oder die Zusammenarbeit beenden?
Diese Fragen verliehen ihr innere Ruhe, Freiheit und brachten sie zum Handeln.
Sie schafften auch Klarheit, die eine Quelle ihrer Stärke und Zuversicht war. Sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung treffen würde können.
Dinge loslassen
Ja, manchmal trifft uns im Geschäftsleben etwas hart.
Eine verpasste Gelegenheit, ein schlecht gelaufenes Gespräch, ein Missverständnis oder ein enttäuschendes Ergebnis können für unsere Arbeit und unser Leben von entscheidender Bedeutung sein.
Unsere Fähigkeit, loszulassen und mit einer neuen Perspektive zu beginnen oder unsere Hoffnung aufrechtzuerhalten, ist die Quelle für neue Ideen und Kreativität.
Wenn wir die Dinge loslassen können, die nicht nach Plan laufen, finden wir unsere innere Mitte und können uns neu ausrichten.
Wir bleiben nicht stecken, sondern finden einen neuen Weg nach vorne.
Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass Menschen ihre Orientierung verlieren, aber dennoch weitermachen können.
- Ein Verkäufer scheitert beim Abschluss, aber er geht zum nächsten Gespräch.
- Zwei Menschen in einer Beziehung haben Meinungsverschiedenheiten, aber sie überwinden ihre Differenzen und fühlen sich wieder wohl miteinander.
- Wir machen einen Fehler, behalten jedoch einen klaren Kopf und machen ihn wieder gut.
- Ein Projekt bei der Arbeit läuft nicht wie geplant, aber das Team stellt sich neu auf und generiert neue Ideen.
Das Erleben von intensiven Emotionen aufgrund herausfordernder Situationen ist menschlich und normal. Doch es wird zum Problem, wenn wir uns von diesen Emotionen überwältigen lassen und uns in Gedankenschleifen gefangen halten. Die Kunst besteht darin, eine innere Distanz zu schaffen und die Situation objektiver zu betrachten.
Indem wir uns von der starken Verbindung zu den Emotionen lösen, gewinnen wir innere Ruhe und Klarheit. Wir können die Ereignisse aus einer neutraleren Perspektive betrachten und uns fragen, welche Rolle wir tatsächlich darin spielen und welche nächsten Schritte für uns am besten sind.
Das Loslassen von enttäuschenden Erfahrungen oder Rückschlägen ermöglicht es uns, uns neu auszurichten und neue Wege zu finden. Statt in der Vergangenheit stecken zu bleiben, können wir unsere Energie auf positive Veränderungen und neue Möglichkeiten lenken.
Dieser Perspektivenwechsel schafft innere Freiheit und gibt uns die Stärke, Entscheidungen zu treffen und voranzuschreiten. Indem wir uns von der Fixierung auf das Negative lösen, schaffen wir Raum für Klarheit, Zuversicht und kreative Lösungen.
Teile deine Erfahrungen und Gedanken mit mir in den Kommentaren. Ich freue mich darauf, von dir zu hören und dich auf deiner Reise zur inneren Ruhe und Klarheit zu begleiten!
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