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Manchmal ist es aber auch wirklich zum „aus der Haut fahren“. Wir sollen uns entscheiden, aber nichts erscheint uns als die richtige Wahl. Grübelnd wälzen wir uns schlaflos im Bett herum. Erstellen endlos lange Pro und Contra Listen. Reden mit Beteiligten und Unbeteiligten. Nichts hilft. Wir sind genauso schlau wie vorher. Entscheiden können wir uns nicht. Deshalb nenne ich dir 3 kreative Techniken, die mir schon sehr gute Dienste geleistet haben.
Eigentlich ist es ja positiv. Können wir uns nicht entscheiden, haben wir Wahlmöglichkeiten. Die schlechte Nachricht: Wir müssen entscheiden. Und zwar täglich.
Die meisten Entscheidungen treffen wir schnell und sie haben oft keine weitreichenden Folgen. Soll ich in der Früh aufstehen oder liegen bleiben? Soll ich Pizza essen oder Nudeln? Jean oder Kleid?
Bei anderen Entscheidungen sieht das anders aus. Selbständig machen oder nicht? Neue Marketinglinie fahren oder nicht? Projekt A oder B annehmen? Das kann Auswirkungen auf unser ganzes Leben haben.
Da ist es nicht verwunderlich, dass wir uns mit dem Entscheiden wesentlich schwerer tun.
3 Gründe, warum wir uns schwer entscheiden
1. Wir wissen nicht, was wir wollen
Vielleicht kennst du das. Du weißt zwar ganz genau, was du nicht willst. Aber was du willst …
Menschen sind Fluchttiere. Daher neigen wir dazu, Weg-von-Entscheidungen zu treffen. „Ich will DAS nicht mehr“. Nur wohin soll die Reise gehen?
Aus diesem Grund verschieben wir notwendige Entscheidungen oft so lange, bis das Leiden in unserer alten Situation so unerträglich geworden ist und uns nur noch die Flucht nach vorne überbleibt.
2. Neues fühlt sich nicht gut an
Oft höre ich den Satz „Ich warte bis es sich gut anfühlt“. Damit sind schon die besten Ideen im Nirwana verschwunden.
Warum?
Neuland bringt immer auch Unsicherheit mit sich. Scheinbare Gefahren erzeugen in uns ein unangenehmes Gefühl. Daher bekommen wir oft kein eindeutiges „JA“ zu neuen Situationen, sondern werden immer wieder mit Zweifel und Bedenken konfrontiert.
3. Entscheidungen treffen ist anstrengend
Haben wir schwierige Entscheidungsfragen zu lösen (soll ich mich selbständig machen, soll ich mich trennen, soll ich meinen Wohnort wechseln), dann ist unser Gehirn in den verschiedensten Regionen gefordert.
Neben der „normalen“ Gehirnarbeit müssen wir auch noch
- die Risiken abschätzen. Welche möglichen Folgen hat meine Entscheidung?
- mögliche Konfliktsituationen durchdenken. Wer könnte etwas gegen meine Entscheidung haben?
- alle Informationen verarbeiten. Weiß ich alles, was ich für die Entscheidungsfindung benötige?
Kein Wunder, dass wir uns da manchmal geschlagen geben und uns lieber nicht festlegen.
Kreativ entscheiden
Je wichtiger eine Entscheidung ist, je „perfekter“ sie sein soll, je größer die Gefahr einer Fehl-Entscheidung wird, desto schwerer tun sich viele damit, sich überhaupt zu entscheiden.
Um die verschiedenen Alternativen einer Entscheidung gegeneinander abzuwägen, gibt es verschiedene Methoden. Mit solchen Methoden können wir uns gezielt über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen Gedanken machen, so dass wir bereits im Vorfeld besser abschätzen können, welche Möglichkeit für uns den besten Nutzen bringen wird.
Mit kreativen Techniken lassen wir unser Unterbewusstsein zu Wort kommen und erlangen Sichtweisen, an die wie vorher nicht gedacht haben. „Querdenken“ und „über den Tellerrand blicken“ gelingt uns damit einfacher.
Ich stelle dir drei Techniken vor, mit denen ich gerne arbeite:
1. ABC Technik
Die ABC-Technik stammt von Vera von Birkenbiehl. Sie hat sieben Jahre in den USA gelebt und hat diese List-Form von dort übernommen.
Wenn wir auf der Suche nach kreativen Problemlösungen sind, dann eignet sich diese Technik ausgezeichnet. Hintergrund ist, dass wir Menschen Informationen in unserem Gehirn mit dem Anfangsbuchstaben „aufhängen“. Deshalb helfen uns ABC-Listen leichter, Wissen aus dem Unterbewusstsein hervorzuholen als durch traditionelles Brain-Storming.
So geht’s:
Schreibe auf einem Blatt Papier das Thema, zu dem du Ideen und Informationen sammeln möchtest.
Darunter notiere in jede Zeile einen Buchstaben des Alphabets auf.
Rechts des Buchstaben sollte noch genügend Platz für deine Einfälle bleiben.
Wandere mit deinen Augen die Liste ab und schreibe zu jedem Buchstaben alle Assoziationen auf, die dir einfallen. Pro Buchstaben können es ruhig mehrere sein. Einzelne Buchstaben dürfen auch leer bleiben.
Setze dir ein Zeitlimit, optimal sind 2 bis 3 Minuten. Die Liste kann auch in mehreren Durchgängen immer wieder erweitert werden. Wann immer dir etwas dazu einfällt, nimm es einfach in die Liste auf.
Ich habe dir zu allen Techniken Vorlagen vorbereitet, die du in der exklusiven Download-Bar findest.
Wenn du noch keinen Zugang zu ihr hast, dann kannst du ihn dir hier holen:
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2. Weg-von und hin-zu
Wie schon oben beschrieben, wissen wir zwar oft, was wir nicht wollen, verdeckt bleibt jedoch, was wir wirklich wollen.
Stecken wir in der „Weg-von“ – Gedankenspirale fest, beschäftigen wir uns zwar ausgiebig mit unseren Problemen, bleiben jedoch im Negativen hängen. Wir stehen dann vor einem ungelösten Berg an Schwierigkeiten und sehen keinen Weg, wie wir sie lösen könnten.
Hilfreich ist es dann, wenn wir uns langsam vom Problem zur Lösung arbeiten. Das geht gut mit einer „Statt-dessen-Liste“.
Es geht darum Überlegungen anzustellen, was wir tatsächlich wollen, indem wir der Frage „Was will ich stattdessen?“ nachgehen.
Ein Beispiel dazu: „Ich will nicht krank werden!“ … Was will ich stattdessen? … „Ich will gesund bleiben!“
So geht’s:
Zeichne dir auf einem Blatt Papier zwei Spalten. Die Linke Seite ist die Problem-Seite. Alle Bereiche, die du nicht mehr möchtest, von denen du weg willst.
Die rechte Spalte ist die „Stattdessen-Spalte“. Dort schreibst du alles auf, was du stattdessen möchtest.
Diese Vorgehensweise hilft dir aus der Problemspirale herauszukommen und zu erarbeiten, was du eigentlich wirklich möchtest. Und infolge dessen Wege und Lösungen entdeckst, wie du deine Ziele auch erreichst.
3. Tetralemma
Die Tetralemma-Übung kommt aus der systemischen Aufstellungsarbeit und wurde von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd entwickelt.
Ich bin sehr begeistert von der Methode und wende sie immer wieder an, wenn ich das Gefühl habe mich im Kreis zu drehen und sich keine Entscheidung für mich richtig anfühlt.
Diese Methode dient der Entscheidungsfindung, aber auch der Klärung von Werten und Sichtweisen. Sie kann sowohl in Organisationen als auch im persönlichen und kreativen Bereich sehr gut eingesetzt werden.
Die ersten beiden Positionen sind die 2 logischsten: Das Eine und das Andere.
Ein Beispiel: Soll ich mich selbständig machen oder im Job bleiben.
Die nächsten beiden Positionen: Beides und Keines von Beidem.
Wieder das Beispiel Job: Ich könnte Teilzeit arbeiten und mich nebenbei selbständig machen (Beides). Oder ich kündige diesen Job und nehme einen anderen Job in einem ganz neuen Gebiet an (Keines von Beidem).
Tetra heißt Vier. Damit hätten wir die vier Positionen.
Was aber, wenn alle vier Positionen keine Lösung bringen? Weil ich zum Beispiel nicht auf Teilzeit reduzieren kann. Oder ich keinen anderen Job finde oder haben möchte.
Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd haben eben entdeckt, dass diese vier Positionen oft nicht die Lösung bringen. Und deshalb haben sie eine fünfte Position eingeführt, die den Entscheidungs- und Handlungsraum erweitern soll, wenn ein sogenanntes „Dilemma“ vorliegt. Wenn eben alle anderen Positionen die Lösung nicht näher gebracht haben.
Die fünfte Position heißt: All dies nicht und selbst das nicht!
So geht’s:
Am liebsten mache ich diese Positionsaufstellung in der freien Natur. Ich wandere herum, bleib irgendwann stehen und nehme diesen Punkt als „Das Eine“. Hier nehme ich meine Empfindungen wahr. Schließe meine Augen und spüre, wie es mir geht.
Dann wandere ich weiter. Wieder stehen bleiben „Das Andere“ und spüren. Dann zu „Beides“ und dann zu „Keines von beidem“. Bis hier her hat sich zumeist schon ein intensiver Prozess in mir ausgelöst, weil ich mir jede Position in Gedanken vorstelle und fühle, wie es mir geht.
Als nächster suche ich mir noch die fünfte Position. Hier ist plötzlich alles offen. Denn ich habe ja keine „Lösung“ (all dies nicht) parat. Und wenn eine kommt, dann schiebe ich sie auch wieder weg (und selbst das nicht).
Aber irgendwann bleibt dann doch etwas ganz starkes Neues in der Position 5 hängen, mit der ich dann weiter arbeiten kann (vielleicht sogar wieder bei 1 anfangen und prüfen, ob es denn das „Richtige“ ist).
Das Ganze funktioniert auch gut in einem Zimmer, indem du dir Bodenmarker auf den Zimmerboden legst und hier die einzelnen Positionen durchwanderst.
Entscheidungen sind immer harte Arbeit. Aber je klarer wir uns über unsere Möglichkeiten und eventuellen Konsequenzen sind, umso leichter fällt es uns, eine Wahl zu treffen.
Nutze die kreativen Techniken, um die unterschiedichen Denkweisen zu üben.
Kennst du noch andere kreative Entscheidungshilfen? Ich freue mich sehr, wenn du mir davon in den Kommentaren schreibst.
In der Download-Bar findest du Vorlagen für alle drei kreativen Techniken.
Du hast noch keine Zugang?
Kein Problem! Hier kannst du ihn dir holen.
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Liebe Silvia, danke für Deine Gedankenanstöße und für die tollen Downloads! Das, was Du schreibst, kommt mir sehr entgegen, denn ich denke, lebe und handle auf ganz ähnlichen Grundlagen.
Zu Deinem letzten Punkt fällt mir die Konfliktwolke aus der „theory of constraints“ ein. Da wird davon aufgegangen, dass Konflikte (und sich nicht entscheiden können ist ein Konflikt!) deshalb entstehen, weil an irgendeiner Stelle eine falsche Annahme getroffen wird. Und wenn man die findet, dann löst sich der Konflikt auf. Z.B. ist das die Annahme, ich kann nur entweder ganz selbstständig sein oder eben angestellt. Beides gleichzeitig geht nicht. Aber wenn man sich die Situation genauere anschaut und vor allem bereit ist, kreativ zu denken, dann kommt man zu der Erkenntnis, dass beides zusammen unter bestimmten Voraussetzngen eben doch machbar ist und schon hat man die Lösung udn den Weg.
Aber mein Mann und ich haben noch einen weiteren Weg, um in manchen Situationen eine Entscheidung zu finden: Wir „orakeln“ bzw. nennen es manchmal auch „Gottesentscheidung“.
Z.B. wir wissen nicht, ob wir am Abend lieber zuhause bleiben oder ausgehen sollen. Dann rufen wir in unserem bevorzugten Restaurant an. Und wenn die noch einen Tisch für uns haben, dann gehen wir dahin und wenn nicht, bleiben wir eben zuhause.
D.h. wir kommen manchmal einfach kurz ins Tun, machen einen ersten Schritt und der zeigt uns dann die weiteren auf. Das funktioniert auch wirklich gut, weil wir uns an unsere zuvor bestimmten Regeln halten.
Schade, ich habe eben erst von Deiner Glücksbolgparade gelesen. Bei der nächsten würde ich auch mitmachen! ;-)
Liebe Christiane,
danke für deine zwei Beispiele. Und das was du am Ende sagst, ist ein ganz wesentlicher Schlüssel. Einfach mal in Tun komme und Schritt für Schritt weiter gehen. Das funktioniert wirklich gut.
Wenn ich wieder eine Blogparade ausrufe, dann freue ich mich sehr, wenn du mitmachst :-).
Alles Liebe
Silvia
Liebe Silvia,
das ist schön, dass du die Herausforderungen, die Entscheidungen für unseren Alltag darstellen, in den Fokus rückst.
Ich beschäftige mich als „Entscheidungs-Scout“ mittlerweile sehr lange intensiv mit dem Thema der Entscheidungen und habe aus der Fülle der verfügbaren Entscheidungsmethoden bereits ein paar persönliche „Lieblinge“.
Eine davon ist eigentlich schon fast mehr eine Haltung als eine Methode: Satisficing. In der Kurzversion kann man Satisficing einfach beschreiben: Strebe nicht immer das Optimum an, sondern wähle die erste Alternative, die dein Anspruchsniveau erreicht. Damit kann man sich das Leben ungemein erleichtern!
Mehr dazu habe ich auf meiner Seite beschrieben: http://www.petrasommer.at/warum-optimal-nicht-immer-die-beste-wahl-ist-satisficing/
Alles Liebe,
Petra
Liebe Petra,
du hast vollkommen recht. Nach dem Optimum zu streben, hält uns oft davon ab, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Mit kleinen Schritten zu beginnen, ist eine sehr gute Alternative.
Danke für deinen Link – sehr interessant! :-).
Alles Liebe
Silvia
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