Ich bin jetzt seit über drei Jahren Unternehmerin und es gibt noch immer einen Bereich, den ich nicht besonders mag. Das Marketing.

Nicht weil ich diesen Bereich nicht spannend finde. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich in den letzten Jahren sehr viel mit Marketing beschäftigt und finde diesen Teil wirklich faszinierend. Es ist unglaublich, was es alles gibt. Klassisches Marketing, Inbound-Marketing. Empfehlungs-Marketing. Content-Marketing, Online-Marketing. Wahrscheinlich gibt es sogar noch eine ganze Menge anderer Marketing-Arten.

In der Theorie klingt das auch für mich sehr packend. Und trotzdem: Ich mag Marketing nicht!

 

Warum ich Marketing nicht mag?

Alleine der Gedanke an Marketing versetzte mich früher immer unter Stress und Druck:

  • Ich muss ein Top-Produkt auf den Markt bringen,
  • Ich muss potenzielle Käufer überzeugen,
  • Ich muss perfekt sein,
  • Ich muss besser als die Konkurrenz sein,
  • Ich muss dauernd präsent sein.

Dieses ganze „muss“ war sehr anstrengend für mich. Denn wie stelle ich fest, ob es ein Top-Produkt ist? Wie überzeuge ich Kunden, dass ich besser bin, als die Konkurrenz? Wie kann ich dauernd präsent sein, um aus der Masse herauszustechen?

Aber es geht ganz vielen so.

Marketing versetzt viele Menschen in eine Prüfungssituation. Sie müssen das perfekte Produkt haben, ihre Zielgruppe ganz genau kennen, die richtige Strategie wählen.

Schaffen sie das nicht, dann sind sie Loser. Sie haben versagt. Sie sind nicht gut genug.

Vor kurzem hat eine liebe Freundin und Kollegin ihr Produkt gelauncht. Schon davor war sie mega-nervös. Sie wollte X TeilnehmerInnen in ihrem Kurs haben, wagte aber nicht daran zu denken. Immer wieder revidierte sie die gewünschte Zahl nach unten, nur um nicht enttäuscht zu werden.

Am ersten Tag hatte sie bereits 3 Plätze verkauft. Ich sagte „Hey, gratuliere, das ist super!“ Ihre Antwort „Echt – findest du das wirklich gut?“

Natürlich finde ich das gut! Hey – 3 Plätze am ersten Tag! Was bitte soll daran nicht gut sein? Letztendlich hatte sie mehr verkauft, als sie vielleicht nur im Stillen gehofft hatte, aber niemals laut ausgesprochen hätte.

Zwar meinte sie, dass dieser Launch weniger stressig war, als jene davor. Trotz allem war ihr die Erleichterung anzusehen, als er endlich vorbei war.

Geht es auch anders?

 

Statt Marketing lieber Happyting!

Wahrscheinlich ist Happyting kein Wort, dass du schon jemals gehört hast. Kein Wunder, ich habe es erst heute in der Früh erfunden J.

Was bedeutet Happyting für mich?

Lass es mich so erklären:

I have a dream!

Ich träume davon, dass wir als UnternehmerInnen gelassen und mit Freude unsere Produkte auf den Markt bringen. Eben dabei happy sind.

Und unsere KundInnen nur jene Produkte erwerben, die sie auch tatsächlich benötigen. Sie mit ihrem Erwerb happy sind.

Und dass wir ihnen dabei helfen, diese Entscheidung zu treffen und gemeinsam als Team auftreten. Wir in unserer Zusammenarbeit happy sind.

 

Zu viel verlangt?

Ich bin davon überzeugt, dass Marketing und Verkaufen auch einfach sein und Freude bereiten kann. Uns und den Kunden.

Dazu benötigt es allerdings ein paar Korrekturen in unserem Denken:

Nicht mit dem Endergebnis identifizieren

Natürlich ist Marketing nicht schlecht. Marketing ist zuerst mal nur ein Wort. Ein Begriff, der im Business verwendet wird und bedeutet, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung auf dem Markt angeboten wird.

Das ist ja mal nichts Schlechtes.

Schlecht oder stressig wird es dann, wenn wir mit dem Marketing eine Erwartung verknüpfen.

Zum Beispiel:

Marketing = Die Erwartung X € einzunehmen.

Marketing = Die Erwartung berühmt und reich zu werden.

Marketing = Die Erwartung alle Probleme los zu werden.

Marketing = Die Erwartung in Zukunft weniger arbeiten zu müssen.

Marketing = Die Erwartung die gebührende Anerkennung zu bekommen.

 

Was dazu führt, dass wir das Instrument des Marketings und das Ergebnis, dass bei diesem Prozess herauskommt, mit uns selbst verknüpfen. Wir verwenden Marketing, um ein positives Gefühl bei uns auszulösen. Das kann Sicherheit, Anerkennung, Erfolg sein. Bei dir vielleicht ganz was Anderes.

Wir meinen, dass das Ergebnis etwas über uns aussagt.

Gutes Marketing = Ich bin gut

Schlechtes Marketing = Ich bin schlecht

Und das stresst! Denn wir glauben, dass unser Selbstwertgefühl von einer geglückten Marketingstrategie abhängt.

ABER:

Wir sind weder das Produkt (die Dienstleistung) noch der Marketing-Prozess noch das Endergebnis.

Wir dürfen nicht erhoffen, dass irgendeine Marketingstrategie etwas für uns tun kann. Sie kann uns nicht zufrieden und glücklich machen. Sie kann uns auch nicht mehr Sicherheit geben. Sie kann uns keine Anerkennung geben.

Sie kann vor allem deinen Wert weder steigern noch schmälern. Du bist nicht mehr wert, weil du viel verkaufst und nicht weniger wert, weil du wenig verkaufst.

Dein Wert ist immer derselbe, ganz gleich wie das Ergebnis ausfällt!

 

Nicht auf dich fokussieren

 Während wir das Produkt erstellen, denken wir im Normallfall ganz viel darüber nach, was der potenzielle Kunde brauchen könnte. Die Zielgruppe wird definiert und der genaue Nutzen herausgearbeitet.

Bei den Meisten hört diese Kunden-Zentrierung allerdings beim Marketing auf. Das Produkt ist fertig und jetzt wird verkauft. Manchmal sogar nach Fahrplan. Es gibt zum Beispiel das hervorragende Buch „Launch – So starten Sie mit ihrer Geschäftsidee online durch“. Dort wird ein Launch Punkt für Punkt beschrieben. Mit Vorlagen und genauer Anleitung.

Was sagt es über uns aus, wenn wir trotz der guten Anleitung, trotz der vielen Success-Stories, es nicht schaffen einen grandiosen Launch hinzubekommen?

Genau. Da sind wir wieder beim „Ich“. Ich habe versagt. Ich bin nicht gut genug. Alle anderen schaffen es, nur ich nicht.

Drehen wir aber den Scheinwerfer von uns weg und auf den Kunden hin, dann fragen wir nicht mehr „Mache ich das eh richtig?“, sondern es tauchen andere Fragen auf:

  • Was braucht der Kunde während der Verkaufsphase?
  • Wie kann ich meiner Kundin helfen zu entscheiden, ob das Produkt/die Dienstleistung überhaupt richtig für sie ist?
  • Welche zusätzlichen Informationen könnten meine Kunden noch brauchen?

 

Mit diesem Fokus gelingt es uns natürlich viel leichter, im Moment zu reagieren und zu schauen, was gerade notwendig und wichtig ist. Wir haben einen viel klareren Blick und können schneller auf Wünsche und Bedürfnisse unserer Interessenten eingehen.

 

Nicht manipulieren. Weder uns noch andere

 Vor kurzem habe ich einem Vortrag eines Marketing-Profis gelauscht. Sie hat eine wunderbare Strategie vorgestellt, mit der sie einen automatischen Verkaufs-Prozess installierte, der ihr gutes Geld bringt. Der Traum eines jeden (Online-) Unternehmers (und Unternehmerin) J.

Alle haben fleißig mitdokumentiert, als sie ihren Prozess präsentierte. Immer wieder erwähnte sie eine ganz bestimmte Methode.

Profit – Logik – Angst.

Was bedeutet, dass sie in jedem Durchgang mindestens drei E-Mails schreibt. Im ersten erwähnt sie ihren eigenen hohen Profit, was die Lust beim Leser steigern soll, auch so viel Profit zu erzielen. In der zweiten Mail appelliert sie an die Logik, wie toll es denn wäre, sich nie wieder Gedanken über neue Kunden machen zu müssen Und in der dritten E-Mail wird mit der Angst gespielt. Das Angebot ist gleich weg und kommt nie wieder.

Das Problem mit solchen Strategien, vor allem wenn sie von jemand Anderen kommt, ist folgendes:

 

  1. Wir versuchen uns selbst zu manipulieren

Wenn wir so einen Fahrplan in Händen halten, glauben wir, wir müssten nur 1:1 umsetzen und schon regnen die Euro-Scheine beim Dach herein.

Aber: Diese Strategie funktioniert bei dieser Unternehmerin und bei ihren Kunden. Sie hat viel getestet und ist oft selbst auf die Schnauze gefallen, bis sie eine Strategie gefunden hat, die bei ihr funktioniert.

Ich sage nicht, dass sie bei dir nicht funktioniert könnte. Viel eher glaube ich allerdings, dass viele den leichten Weg gehen und sich mit einer „ausgeborgten“ Strategie Zeit und Arbeit ersparen wollen. Damit allerdings versuchen wir uns selbst zu manipulieren.

Denn: Wäre es DIE Strategie, gäbe es auf dieser Welt nur diese eine und keine andere.

 

  1. Wir versuchen unsere potenziellen Kunden zu manipulieren

Wir versuchen mit psychologischen Tricks unsere (potenziellen) Kunden zu manipulieren. Arbeiten mit Angst und ihrem Selbstwertgefühl. Wir versprechen ihnen, wenn sie nur unser Produkt (oder unsere Dienstleistung) kaufen, dann werden sie damit reich oder glücklich oder haben ein besseres Selbstwertgefühl.

Aber ganz ehrlich: Wollen wir das? Wollen wir unseren Kunden Angst machen, damit sie bei uns kaufen? Irgendwelche Tricks anwenden, um zu überzeugen?

Natürlich funktionieren sie manchmal. Leider.

Aber wollen wir das auch?

 

Ich sage es nochmals:

I have a dream:

Ich träume davon, …
… dass wir als UnternehmerInnen gelassen und
mit Freude unsere Produkte auf den Markt bringen.

… dass unsere KundInnen nur jene Produkte erwerben,
die sie auch tatsächlich benötigen.

… dass wir ihnen dabei helfen,
diese Entscheidung zu treffen und gemeinsam als Team auftreten.

Zu viel verlangt?

Ich glaube nicht.

Wie geht es dir mit Marketing? Fühlst du dich sehr oft unter Stress und Druck? Was tust du dagegen?

Lass es mich wissen und hinterlasse hier einen Kommentar?