Vor Kurzem kam eine Kundin zu mir, die mir sehr verzweifelt von einem ganz festen Glaubenssatz erzählte, den sie in sich trug und der sie daran hinderte, erfolgreich zu sein. Sie wollte, dass ich ihn mit ihr löse. Ich war ziemlich überrascht über ihre Heftigkeit und fragte, um welchen Glaubenssatz es sich denn handle. Sie meinte, sie glaube, dass es zwei bis drei Jahre brauchen würde, bis ein neues Business erfolgreich sei. Und ein anderer Coach sagte zu ihr: Ja, wenn du es so glaubt, dann ist das so.

Da sie aber erst am Anfang des zweiten Jahres stand und eigentlich schon möchte, dass es schneller gehe, fragte sie mich, ob ich ihr helfen könne, diesen Glaubenssatz in Luft aufzulösen.

Es gibt den Spruch: Wenn du an etwas glaubst, dann schaffst du es auch. Also dachte die Kundin, dass sie es nicht früher schaffen würde, da sie ja nicht daran glaube.

Dieser Spruch impliziert, dass wir etwas ganz bewusst tun können, damit wir an etwas glauben oder eben nicht. Dass wir nur härter an uns arbeiten müssen, damit wir endlich an uns glauben können. Dass wir uns besser überzeugen müssen, damit wir an etwas glauben.

Was für ein Schwachsinn! (Entschuldige diesen harten Ausdruck)

Aber es ist nicht wahr, dass wir an etwas glauben müssen, damit es passiert. Es wäre nämlich ganz großartig, wenn dem so wäre. Ich bräuchte nämlich nur ganz fest glauben, dass morgen die Sonne scheint und schon scheint die Sonne. Ich könnte ganz fest glauben, dass ich im Lotto gewinne und schon gewinne ich. Und genauso wenig passiert etwas NICHT, nur weil wir nicht daran glauben.

Was ist wahr?

1. Wir sind nicht für das Endergebnis verantwortlich

Ganz gleich, was wir tun, ob im Privaten, im Job, im Business, aber auch im Sport – wir können niemals vorhersagen, welche Resultate wir erzielen werden. Das liegt außerhalb unserer Kontrolle.

Wenn wir ein Produkt launchen, dann wissen wir nicht, wie viele Menschen kaufen werden. Wenn wir einen Marathon laufen, wissen wir nicht, welche Zeit am Ende auf der Stoppuhr stehen wird.

Wir wissen es einfach nicht. Auch wenn wir es gerne wissen würden. Wir wissen es nicht!

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass wir für gar nichts verantwortlich sind. Der einzige Teil, wofür wir verantwortlich sind, ist der mittlere Part, nämlich wenn es darum geht, zu arbeiten und umzusetzen.

Wenn wir nicht schreiben, wird es keinen Blog, Newsletter oder Buch geben. Wenn wir keine E-Mails beantworten, werden wir mit keinen Kunden in Kontakt kommen. Wenn wir uns nicht am Markt zeigen, werden wir nichts verkaufen.

Aber ob der Kunde dann kauft, ob der Newsletter gelesen wird oder wie viele Kunden tatsächlich zu uns kommen, dafür sind wir nicht verantwortlich.

Warum ist das so wichtig?
Wenn wir uns nämlich nur auf den Output konzentrieren und im Vorfeld schon wissen wollen, was hinten rauskommt, werden wir kaum starten. Wir werden grübeln, wie wir das gewünschte Ergebnis erzielen können, werden herum feilen und perfektionieren. Und du kennst das ganz sicher von dir: Je angestrengter du dich einer Sache widmest, umso schwerer wird die Angelegenheit.

Wenn wir jedoch erkennen, dass wir das Endergebnis nicht kontrollieren können, dann verlagert sich unsere Aufmerksamkeit auf jene Dinge, die wir wirklich beeinflussen können. Was bedeutet, dass wir viel mehr Spaß an der Sache haben und weit aus weniger Stress und Druck verspüren. Und ganz sicher auch produktiver werden.

So habe ich das auch meiner Kundin erklärt. Ihre Antwort: Ja, aber ich muss doch was verkaufen!

Das stimmt. Wir müssen unsere Miete bezahlen, wollen auf Urlaub fahren, wollen erfolgreich sein.

2. Unser Wohlbefinden kommt nicht von äußeren Umständen

Wenn das Business nicht genug Geld abwirft, um die Miete davon bezahlen zu können, dann muss eine andere Einnahme-Quelle her. So einfach ist das.

Aber in den meisten Fällen, die ich kenne, stand am nächsten Tag nicht der Gerichtsvollzieher vor der Türe und drohte mit der Zwangsräumung. Trotzdem erleben die Menschen Stress und Druck.

Warum ist das so?

Stress und Druck ist nichts, was im Außen passiert. Es wird einzig und alleine durch unsere Gedanken und Erwartungen produziert.

Vor vielen Jahren machte ich eine Ausbildung zur Personalentwicklerin. In meinem Kurs war auch eine Dame, nennen wir sie Inge, die gerade ihren Job als Uni-Direktorin verloren hatte. Das ist sicher schlimm. Nur bekam sie zwei Jahre hindurch weiter ihr volles Gehalt! Fast könnte man sagen: Das Paradies auf Erden.

So war es aber nicht. Inge war todunglücklich. Aber nicht nur die ersten paar Wochen, nein. Unsere Ausbildung dauerte 18 Monate und die ganze Zeit hindurch, wetterte sie gegen die Uni und ihrem Kollegium. Sie kam einfach nicht zur Ruhe. Sie konnte die Situation nicht akzeptieren und ihr Leben, mit viel freier Zeit und ohne finanzieller Sorgen, genießen.

Wenn es darum geht, unserem Leben mehr Wohlbefinden zu geben, suchen wir nach wie vor im Außen. Mehr Geld, ein sicherer Job, laufend Aufträge, eine Beziehung, ein schönes Haus, ein großes Auto.

Aber Wohlbefinden und Zufriedenheit liegt nicht im Außen, nicht bei Dingen, Geld oder Menschen. Sondern einzig und alleine in uns drinnen.

Wir sitzen auf einem See voll Wohlbefinden, Inspiration, Kreativität und noch vielem mehr. Das Einzige, was uns abhält, das zu erkennen, sind unsere Gedanken, die uns immer wieder einen Mangel vorspielen.

Warum ist das so wichtig?
Wenn es uns gelingt, den Blick und die Aufmerksamkeit weg von den lärmenden Gedanken zu lenken, dann kommen wir in Kontakt mit unserem wahren Ich.  Unser wahres Ich ist der Teil in uns, der im Hier und Jetzt lebt und ganz genau weiß, dass wir eigentlich ok sind, dass wir genug sind und dass wir schon alles haben, was wir brauchen.

Nach den ersten Sessions, in denen ich mit meiner Kundin Nummer 1 und 2 durchgegangen bin, trafen wir uns zu einer weiteren. Sie erzähle mir, dass sie an manchen Tagen ganz klar erkennen konnte, was wir besprochen hatten. Aber dann gab es Tage, da kam sie wieder ins zweifeln und grübeln. Einfach so. Was könne sie dagegen tun?

3. Unsere Gemütsverfassung gleicht einer Achterbahn

Eine Frage: Möchtest du ins Kino gehen und komplett teilnahmslos den Film über dich ergehen lassen? Ohne Spannung. Ohne Emotionen. Ohne Regung. Ich denke nicht, denn das wäre ziemlich langweilig.

Unser Leben ist nichts anderes als eine Abfolge von vielen, vielen Filmen. Was immer gerade passiert, wird von uns bewertet, kommentiert, erlebt. In jedem einzelnen Moment. Und da unser System so gebaut ist, folgt auf jeden Gedanken, den wir haben, sofort auch das dazugehörige Gefühl. Ärger, Wut, Freude, Neid, Jubel. Je nachdem, was wir gerade denken.

Was aber bedeutet, dass unsere Gemütsverfassung, unsere Stimmung eher einer Achterbahn gleicht, als einer ruhigen See. Wir lesen etwas in der Zeitung und ärgern uns. Wir bekommen eine nette E-Mail und freuen uns. Wir bekommen einen großen Auftrag und jubeln. Dann denken wir an eine verstorbene Person und sind traurig. Das alles kann sich an einem Tag, aber auch in einer Stunde abspielen. Es ist ein stetes Auf und Ab.

Diese Achterbahn unserer Gedanken und Gefühle überträgt sich, in dem Moment in dem wir es denken und spüren, auf alle Bereiche unseres Lebens. Uns ärgert etwas im Job und schon blaffen wir die Kinder an. Wir bekommen einen großen Auftrag und schon ärgert uns der Stau nicht mehr.

Es macht also absolut keinen Sinn, aktuellen Stimmungen sehr viel Bedeutung zu schenken, weil sie sich in jedem Moment wieder ändern kann. Wir können auch dagegen nichts tun und brauchen das auch nicht. Es reicht zu erkennen, dass unsere Stimmungen schwanken. Jeden Tag, manchmal sogar jede Stunde. Das ist bei dir so. Bei mir. Bei uns allen.

Warum ist das so wichtig?

Wenn wir unseren Stimmungen zu viel Aufmerksamkeit schenken, passieren im Normalfall 2 Dinge: Entweder wir versuchen mit Gewalt in eine positive Gemütsverfassung zu gelangen, was mühsam ist und stresst oder aber wir hängen die Bedeutung unseres ganzen Lebens an eine schlechte Stimmung, was zu einer kompletten Verzerrung der realen Situation führt. In so einem Zustand können wir nicht sehen, was sich tatsächlich abspielt.

Das einzige was hilft, wenn wir uns in einer niedrigen Gemütsverfassung befinden, ist, diese zu akzeptieren und zu warten, wenn wir uns wieder besser fühlen und damit klarer sehen können.

Vielleicht sind einzelne der drei Punkte gegen deine derzeitigen Überzeugungen. Das ist ok so. Ich verlange nicht von dir, mir zu glauben. Aber ich lade dich dazu ein, dich in nächster Zeit genauer zu beobachten. Gerade bei jenen Punkten, denen du so gar nicht zustimmst. Du musst mir auch nicht glauben, sondern beobachte dich einfach in nächster Zeit.

Für mich stellt es sich so da: Ich bin erfolgreich oder nicht, ganz gleich, wie sehr ich mich anstrenge. Ich bin zufrieden oder nicht, ganz gleich, wie viel Geld auf meinem Konto liegt oder wie viel Anerkennung ich von Außen bekomme. Und meine Stimmungen schwanken und sie übertragen sich immer auch auf Situationen, die damit gar nichts zu tun haben.

Je mehr wir erkennen, dass wir nicht „glauben“ müssen, dann können wir einfach tun und es ist ganz erstaunlich, wie viel „Erfolg“ sich dann plötzlich in unserem Leben zeigt. Oft taucht er an Stellen auf, von denen wir gar nicht dachten oder glaubten, dass wir dort erfolgreich sein könnten.

Ich freue mich zu lesen, wie du darüber denkst, woran du derzeit glaubst und wo sich Erfolg für dich einstellte, wo du gar nicht damit gerechnet hast.