Ein ehemaliger Politiker in Österreich wurde in einem Interview gefragt, ob ihn die negativen Äußerungen nicht verletzen würden, die aus Politikerkreisen und auch aus der Bevölkerung kamen. Seine Antwort verblüffte viele Menschen: „Ich entscheide, wer mich verletzen darf!“ Es gab viel Aufruhr, wie egoistisch er wäre und wie wenig er auf die Meinungen anderer Rücksicht nehme.
Ich persönlich habe diese Aussage großartig gefunden (ok, ich mochte den Politiker auch sehr gerne J ). Aber abgesehen davon, steckt darin unglaublich viel Wahrheit.
Denn: Wer entscheidet, wie du dich fühlst?
Wir glauben ja, und ich bin da oft genug keine Ausnahme, dass andere Menschen für unsere Gefühle verantwortlich wären. Würde er oder sie sich anders verhalten, dann ginge es mir besser, dann wäre ich nicht verletzt, nicht ärgerlich, nicht traurig.
Nur, wenn wir genau darauf schauen, dann kann das nicht möglich sein. Wir Menschen funktionieren so nicht.
Stell dir ein kleines Kind mit seinem Lieblings-Teddy vor. Überall trägt es ihn hin, nimmt es mit in den Kindergarten, auf Reisen und natürlich mit ins Bett. Was für ein Geschrei, wenn der Teddy mal verloren geht. Eltern fahren oft Kilometer weit, um das Objekt der Begierde wiederzufinden, nur damit Ruhe und Frieden im Kinderzimmer einkehrt.
Auch wenn wir immer darauf schauen, dass Kind und Lieblings-Spielzeug nur ja nicht getrennt sind, wissen wir tief drinnen, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden des Kindes und dem Teddy gibt. Wir wissen, dass das Kind zwar glaubt, die Welt geht ohne seinem kleinen Stoff-Freund unter, wir wissen jedoch, dass das nicht stimmt. Wir wissen, dass das eine Vorstellung und Fantasie des Kleinkindes ist, der ein Stofftier oder ein anderes lebloses Ding als besten Freund adoptiert und ihm imaginäres Leben eingehaucht hat. Wir wissen, dass der Teddy nicht wirklich sprechen kann und dass ein gutes oder negatives Gefühl nicht vom Teddy ausgehen kann. All diese Gefühle und Reaktionen entstehen im Kind und kommen ausschließlich vom Kind.
Sosehr wir das bei einem Kind und seinem Spielzeug erkennen, so wenig sind wir davor gefeit, auch als Erwachsener in diese Falle zu tappen.
Wie oft waren wir schon traurig, weil wir das Lieblings-Kleidungsstück nicht finden konnten. Wie oft gerieten wir in Panik, weil wir vor einem wichtigen Termin unseren Glücksbringer vergessen haben. Wie oft sind wir nächtens erschrocken aufgewacht, weil uns ein Albtraum gequält hat.
Es gibt keinen Unterschied
Was allerdings ist der Unterschied zwischen dem Teddy des Kindes und unserem Glücksbringer?
Keiner!
Es liegt nicht am Kleidungsstück, nicht am Glücksbringer, nicht am Traum, nicht am Auto, nicht am Geld, nicht am Haus und nicht am Teddy, wie wir uns fühlen.
Es liegt immer nur daran, was wir über dieses Ding denken und welche Bedeutung wir diesem Objekt in dem jeweiligen Moment geben. Je nachdem, wie unsere innere Entscheidung darüber ausfällt, fühlen wir uns gut, schlecht oder neutral.
Jetzt denkst du vielleicht: Ja, ok, bei einem Gegenstand sehe ich das auch irgendwie ein. Aber bei Menschen. Das ist ja ganz was anderes!
Ist es das wirklich?
Falls das so stimmen würde, dann müsstest du immer das gleiche Gefühl bei der jeweiligen Person fühlen. Immer Liebe für deine Kinder oder deinem/deiner PartnerIn. Immer Ärger über die nervige Nachbarin. Immer Stress, bei Menschen, die dich unter Druck setzen.
Aber ich bin mir ganz sicher, dass das so nicht ist. Es gibt Tage, da ärgerst du dich über liegengelassene Wäsche, offene Zahnpastatuben oder vergessene Termine und an anderen Tagen lachst du darüber oder siehst großzügig darüber hinweg. Es gibt Tage, da kränken dich negative Kommentare und dann Tage, an denen du über diesen Dingen stehst.
Wir werden sie immer haben: Solche Tage und solche Tage. Wäre es die Person, wäre deine Reaktion immer gleich, unabhängig in welcher Stimmung du dich gerade befindest.
Wie beim Teddy, wie beim Lieblings-Kleidungsstück, so ist es auch bei Personen. Deine Gefühle und Reaktionen hängen immer davon ab, was du gerade über die Person denkst. Und je nachdem, was du denkst, so fühlst du dich dann auch. Gefühle und Gedanken hängen zusammen wie Siamesische Zwillinge. Es sind zwei Seiten derselben Medaille.
Du entscheidest darüber, wie du auf Gegenstände, Situationen und Personen reagierst, niemand sonst. Nicht dein Partner, nicht deine Kinder, deine Nachbarn, nicht die Politiker, nicht deine KundInnen. Immer nur du.
Aber natürlich musst du mir das nicht glauben, prüfe es einfach in den nächsten Tagen nach. Beobachte, ob du auf Situationen und Personen immer gleich reagierst oder ob das je nach Tagesverfassung und Stimmung wechselt.
Es gibt nichts zu tun!
Deine nächste Frage lautet jetzt vielleicht: Ok, ich erkenne, dass meine Gefühle von meiner Stimmung und meinen Gedanken abhängen. Was mache ich dagegen? Was kann ich tun, dass ich mich nicht mehr aufrege oder es mich nicht kränkt, ärgert, stresst, …?
Nichts. Überhaupt nichts!
Du kannst und brauchst dagegen nichts tun. Wir sind alle Menschen und wir alle haben dieses System geschenkt bekommen. Wir sind denkende Lebewesen, wir sind fühlende Lebewesen. Wir haben Stimmungsschwankungen. Mal sind wir in einem Hoch, dann schwirren durch uns wunderbare, schöne Gedanken und wir fühlen uns großartig und könnten die ganze Welt umarmen. Mal befinden wir uns in einem Stimmungstal, dann tauchen negative Gedanken auf und wir fühlen uns schlecht, ärgern uns leicht, zweifeln an uns.
Und gegen diese wechselnden Gefühle können und brauchen wir nichts zu tun. Es passiert dir, es passiert mir und es passiert allen Menschen auf diesem Planeten. Und es verändert sich ständig.
Je mehr du erkennst, dass Gefühle von unseren Gedanken kommen und nicht von irgendwelchen Personen oder Situationen, umso mehr begibst du dich in die Lage, die auch der Politiker am Beginn der Geschichte eingenommen hat: Du entscheidest, wer dich ärgern oder kränken kann. Du alleine kannst darüber entscheiden. Wie großartig ist das!
Wenn du also das nächste Mal ganz fest davon überzeugt bist, dass eine andere Person, eine Situation oder ein Gegenstand bei dir negative (und auch positive) Gefühle ausgelöst hat, dann erinnere dich bitte an den Teddybären. Nicht er löst den Schmerz im Kind aus, sondern einzig und alleine die Vorstellung des Kindes, dass es ohne Teddy niemals wieder glücklich sein kann. Und wir wissen aus eigener Erfahrung: Das ist nicht wahr!
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