Sehr gerne tragen wir einen Plan B mit uns spazieren. Er verleiht uns Sicherheit und zeigt uns Alternativen auf. Für kurze Zeit ist so ein Notfallplan auch eine feine Sache. Jedoch irgendwann wird er zu unserem größten Feind. Er hält uns davon ab, unsere Ziele zu erreichen. Er lässt uns glauben, dass es unmöglich ist. Mehr noch. Er prophezeit uns, dass wir scheitern werden.
Hast du einen Plan B in der Schublade? So für alle Fälle. Sicher ist sicher. Man weiß ja nie, was passiert.
Aber ganz ehrlich? Den solltest du loswerden. Ganz schnell. Zerreiß ihn. Verbrenn ihn. Was auch immer. Hauptsache, er verschwindet.
Als ich mich selbstständig machte, hatte ich auch einen Plan B. Ich probiere es einmal, dachte ich mir. Klappt es nicht, kann ich mir ja jederzeit wieder einen Job suchen. Der Plan B war damals mein Sprungbrett. Er verlieh mir Sicherheit und war wohl einer der Gründe, warum ich überhaupt diesen Schritt wagte. Denn sollte es nicht funktionieren, hätte ich eine Alternative.
So weit so gut.
Nur solange ich diesen Plan B hatte, passierte gar nichts. Ich trat auf der Stelle und bewegte mich keinen Schritt weiter.
Warum?
Weil ich mich nicht zu 100 % auf die neue Sache eingelassen habe.
Das ich das nicht tat, war mir gar nicht bewusst. Erst ein Satz in einem Hörbuch hat mich aufgeweckt. Ich höre sie sehr gerne vor dem Schlafengehen. Es entspannt mich und bringt mich auf andere Gedanken. Derzeit läuft bei mir gerade „Einfach glücklich sein“ von Pierre Franckh. Und als ich vor kurzem so vor mich hinhörte, eigentlich knapp vor dem Einschlafen, wurde ich plötzlich hellwach. Die Stimme in meinem Ohr, ließ mich aufhorchen. „Du musst dich committen!“. Ehrlich gesagt wusste ich im ersten Moment gar nicht, warum mich diese Aussage so traf. Also hörte ich in mich hinein und forschte. Und da war es – ja genau, du musst dich committen!
Weil es nämlich sonst nichts wird.
Nichts mit einer Beziehung, nichts mit einem Job, nichts mit einem Unternehmen.
Mit gefällt das Wort „commitment“ sehr gut. Für mich gibt es keine passende Übersetzung. Verpflichtung, Engagement, Einsatz, Bindung, Bekenntnis. Teilweise klingen die deutschen Begriffe auch negativ. Was noch am ehesten hinkommt, ist des Gegenteil. Nämlich wenn wir „without commitment“ sind. Dann bleiben wir unverbindlich. Wir halten uns ein Hintertürchen offen. Haben noch einen Plan B in petto.
Wozu benötigen wir einen Plan B?
Ein Plan B hat zwei Funktionen:
- Er gibt uns Sicherheit
- Er zeigt eine Alternative auf
Als kurzfristige Sicherheit ist ein Plan B definitiv eine sinnvolle Sache. Problematisch wird es, wenn wir zulange an dieser Ausweichmöglichkeit festhalten.
Nehmen wir eine Beziehung. Am Anfang schauen wir uns das Ganze mal an. Prüfen, ob wir vertrauen können, wir genug Übereinstimmungen haben, die Gegenwart des anderen mögen. Uns sicher fühlen.
Wir sind zwar verliebt, aber trotzdem immer ein wenig prüfend.
Irgendwann entschließen wir uns dann innerlich: Ja, das passt für mich, jetzt bin ich ganz dabei.
Und dann verändert sich die Sichtweise. Ein Problem, das auftaucht, entscheidet nicht mehr über die ganze Beziehung, sondern für dieses eine Problem wird eine Lösung gesucht.
Im Business oder bei einem Projekt ist es dasselbe. Solange wir uns nicht voll und ganz committet haben, steht immer das große Ganze auf dem Prüfstand und nicht nur ein kleiner Teilbereich. Wir schwanken immer hin und her, fragen uns, ob es das Richtige ist. Und wir fragen uns auch, ob wir überhaupt dafür geeignet sind.
Habe wir keinen Plan B, ja, dann gehen wir einfach weiter. Koste es was es wolle. Wir suchen Wege, etwaige Hürden zu meistern. Wir suchen Lösungen, nehmen uns Hilfe, lassen uns auf die Lernkurve ein. Wir lassen uns von unserem Vorhaben nicht leicht abbringen.
Commitment bedeutet sich zu entscheiden. TROTZDEM. Trotz aller Unsicherheiten, Zweifel und Ängste.
Ein Plan B impliziert Scheitern
Mein Plan B hielt mich lange Zeit davon ab, wirklich durchzustarten. Ich probiere es einfach mal. War ja egal. Denn was soll schon passieren?
Und genauso war es auch. Es passierte nichts. Zumindest nichts, was mich und mein Business weiterbrachte.
Ich probierte mal dieses, mal jenes. Und sobald mir leichter Wind entgegenwehte, schwenkte ich um und versuchte etwas Neues. Und bekam damit prompt die Bestätigung, dass ich unbedingt einen Plan B benötige. Denn offensichtlich schaffte ich es nicht.
Ein Plan B impliziert Scheitern. Er ermöglicht überhaupt erst den Gedanken, dass ein Vorhaben nicht gelingen könnte.
Denn wann überlegen wir uns einen Ersatzplan? Wenn wir davon ausgehen, scheitern zu können. Wenn wir nicht felsenfest davon überzeugt sind, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, der richtige ist und uns ans Ziel führt. Erst dann und nur dann, benötigen wir eine Alternative.
Ein Notfallplan hält uns davon ab, alles, aber wirklich auch alles zu versuchen, damit es klappt. Dass wir all unsere Energie in diese eine Sache stecken. Und nur in diese EINE Sache. Dass Scheitern gar nicht erst am Plan steht.
Verzichten wir auf einen Plan B und committen wir uns voll und ganz zu einer Sache, dann
- versuchen wir alles, um unser Ziel, unseren Plan A, zu erreichen,
- lassen wir uns von Hindernissen und Hürden nicht abhalten,
- gehen wir mutig Schritt für Schritt weiter,
- holen wir uns Unterstützung und Hilfe, wenn wir nicht mehr weiterkommen,
- entscheiden wir uns zu 100 % für diese eine Sache.
Ich habe mich irgendwann zu meinem Business committet. Einen Plan B habe ich nicht mehr. Das war wohl auch die Zeit, wo ich alles gab und damit auch sehr viel zurückbekam. Und es war der Startschuss für meine eigentliche Selbständigkeit und damit hat sich alles verändert. Denn ohne Ersatzplan führte ich meine gesamte Energie meinem Business zu. Und wie das halt so ist. Wohin wir unsere Energie und Aufmerksamkeit leiten, dort beginnt es auch zu wachsen.
Wie sieht es bei dir aus?
Hast du dich schon voll und ganz zu dir und deinem Business committet oder betreibst du es noch auf Sparflamme und mit Plan B? Gehst du deinen Weg, tust du das, wofür du brennst? Oder verzichtest du darauf oder tust es nur halbherzig, weil du Sicherheit brauchst und Angst vor dem Scheitern hast? Da muss es auch nicht um ganz große Sachen gehen, wie das eigene Business. Es ist vielleicht ein Projekt, das nur mit halber Energie ausgeführt wird. Weil es ja noch den Notfallplan gibt. Oder eine Idee, die nicht auf den Boden gebracht wird. Weil es gibt ja immer noch eine Alternative.
Ich weiß, dass es nicht leicht ist, Plan B aufzugeben. Wir halten daran fest, als ob unser Leben davon abhinge. Oder glauben, wir wären verloren, gefangen, zum Scheitern verurteilt, wenn wir keine Ausweichmöglichkeit hätten.
Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall. Der Ersatzplan hält dich fest. Er lässt dich nicht loslaufen und alles geben. Er ist wie eine Fessel, die dich am Gehen behindert. Er suggeriert dir, dass du es nicht schaffen könntest. Dass du nicht gut genug bist und ihn daher unbedingt brauchst.
Wirf deinen Plan B über Board. Verbrenne ihn. Zerreiße ihn in tausend kleine Stücke. Denn du brauchst ihn nicht. Du bist gut genug. Du schaffst das. Du musst dich nur zu deinem Traum, deiner Vision, deiner Idee committen.
Und dann tu es. TROTZDEM!
Ich wünsche dir viel Mut und Erfolg mit deinem Plan A!
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Liebe Silvia,
Auch ich mag das Wort Committment (für mich ist es leidenschaftliche Hingabe, bewusstes Einlassen und uneingeschränktes Bekennen zu etwas/jemandem)! Und ich denke, dass du recht hast, ein Plan B bremst uns. Dein Artikel ruft bei mir aber noch ein anderes Bild auf und das klingt nun viel brutaler und ehrlicher: der Point of no return. Wenn ich ihn überschreite, dann geht es nur mehr vorwärts, alles andere würde die Existenz vernichten.
Ja, der Plan B hält uns zurück wie ein Gummiseil, auch wenn wir noch so drauflos stürmen. Aber bevor wir ihn zerreißen, sollten wir sicher sein, dass wir Plan A wirklich, wirklich, wirklich wollen. Denn auch Plan A impliziert die Möglichkeit des Scheiterns. Wir überschreiten den Point of no return nicht, weil ein Scheitern nicht möglich wäre, sondern weil der Plan B einfach keine verlockende Option mehr ist. Ich will meinen Plan B nicht zerreißen, sondern ich will den Sog von Plan A so stark spüren, dass ich tief durchatme und sage „Alles oder nichts.“ Und dann den Schritt machen, der alles verändert.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
du hast vollkommen recht! Plan A birgt genug Risiken in sich. Es heißt absolut nicht, dass ich, kaum entscheide ich mich, alles nur noch rosarot wird. Für mich bedeutet es, bereit sein, diese Risiken in Kauf zu nehmen und eben TROTZDEM – trotz aller Ängste, Gefahren, Unsicherheit, in eine Richtung zu gehen.
Ja, so wie du schreibst, tief durchatmen und „Alles oder nichts“. Und den Schritt tun, der alles verändert :).
Danke vielmals für deine Gedanken!
Alles Liebe
Silvia
Ja der Plan Den hab ich tatsächlich umso mehr, da Plan A noch nicht ganz klar ist. Danke dir Silvia mich zerfetzen grad die Richtungen wo ich meine Energie hinsteck.Ich freu mich schon auf unser Gespräch bis Montag.
lg Sonja
Liebe Sonja,
ja, das verstehe ich. Bin mir aber sicher, Plan A wird für dich auch bald sehr klar werden! :-).
Alles Liebe und bis Montag :-).
Silvia
[…] die verschiedenen Alternativen einer Entscheidung gegeneinander abzuwägen, gibt es verschiedene Methoden. Mit solchen Methoden […]
Sorry aber hier kann ich nicht zustimmen! Man sollte vorausschauend denken und auch die Möglichkeit eines Scheiterns abwägen, sonst verlässt man sich zu sehr darauf dass einem irgend jemand schon helfen wird. Es heißt nicht, dass wenn es einen Plan B gibt ich nicht Alles in Plan A setzte, denn Plan A will ich ja erreichen. Aber wenn ich es nicht erreiche durch Schicksalsschläge durch Krankheit oder sonst was dann muss ich mir doch bewußt sein wie es weitergehen kann. Unsere Gesellschaft hat sich geändert und mehr denn je ist man auf sich selbst angewiesen. Man sollte Risiken eingehen und nach vorne schauen aber auch wissen was passieren kann und wie es dann weiter geht.