
Aktuell gibt es bei Hay House Radio die jährliche World Summit. Jedes Jahr werden aktuelle und ältere Audios und Videos unterschiedlichster Trainer, Autoren und Lehrer drei Wochen lang kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Themen sind immer persönliche Entwicklung und besseres Leben.
Gestern sah ich mir ein langes Video von Wayne Dyer an. Unter anderem erzählte er die überlieferte Geschichte von John Henry Newton, der das Lied „Amazing Grace“ geschrieben hat.
John Newton lebte im 18. Jahrhundert und war damals im sehr lukrativen Business des Sklavenhandels beschäftigt. Er war Kapitän eines großen Schiffes und holte schwarze Menschen aus Westafrika und überstellte sie in die „Neue Welt“ nach South Carolina.
Eines Tages, während einer dieser Überfuhren, zog ein heftiger Sturm auf. Plötzlich hörte er einen der Sklaven ein Lied singen. Newton nahm ein Blatt Papier und schrieb er ein paar Textzeilen auf.
I once was lost, but now I am found,
I once walked down an old street and now I´m walking a new street.
Dieser kurze Moment genügte, um sein ganzes Leben zu verändern. Legenden erzählen, dass er das Schiff umkehrte, die Menschen in Westafrika von Bord ließ und aus dem Sklavenhandel ausstieg. In späteren Jahren wurde er sogar Geistlicher und einer der größten Kämpfer gegen den unmenschlichen Sklavenhandel.
Ich möchte auch so gerne einen neuen Weg gehen. Nur – wie mache ich das?
Früher dachte ich, um sein Leben zu verändern, ihm eine neue Richtung zu geben, bedarf es einem großen Schicksalsschlag. Immer wieder hört oder liest man von Menschen, die nach einem Verlust, einer Krankheit oder einem Unfall plötzlich „bekehrt“ oder „geläutert“ waren. Für mich klang das immer sehr dramatisch. Jedoch wollte ich nicht unbedingt ein tragisches Erlebnis in meinem Leben haben, nur um gewisse Dinge anders zu sehen oder mich selbst anders zu verhalten.
Es musste doch auch anders gehen!
Heute bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir kein Drama benötigen, um einen neuen Weg einzuschlagen und das Leben zu leben, dass wir uns vorstellen.
Aus meiner Sicht reichen folgende Punkte, um das Leben in eine neue Richtung zu lenken:
Offen für Neues sein
Wir tragen in unserem Leben ein sehr festes Konstrukt spazieren, wie die Welt zu sein hat und was sie bedeutet. Das können Vorstellungen über die eigene Person sein: Ich bin so und so. Oder es sind Vorstellungen darüber was richtig und was falsch ist.
Dieses Konstrukt bekommen wir in der Kindheit von Eltern, Schule, Freunde, aber auch Gesellschaft mit und verfestigt sich im Laufe der Jahre. Wir im Westen haben ganz andere Einstellung zu Moral, Politik, Religion als in anderen Teilen dieser Erde. Diese Konditionierungen erleichtern uns das Leben miteinander und machen daher vollkommen Sinn.
Der Nachteil dieser eingefahrenen Muster ist allerdings, das wir ein wenig mit Scheuklappen herumlaufen und wir sehr schnell mit Beurteilungen sind. Läuft etwas gegen unsere „Wahrheit“, lehnen wir es ab.
Um aber dem Leben eine neue Richtung zu geben und unser Verhalten verändern zu können, benötigt es im ersten Schritt, dass wir uns Neuem gegenüber öffnen.
Wir müssen dem Impuls widerstehen, automatisiert auf alles, was so „nicht sein soll“ mit Ablehnung zu reagieren und stattdessen aufgeschlossen für andere Denkweisen und andere „Wahrheiten“ sein.
Das ist manchmal eine ziemliche Herausforderung, weil wir ein Gebiet betreten, dass ein Teil in uns gar nicht mag. Das Gebiet des Nicht-Wissens.
Und da kommen wir schon zum zweiten, wichtigen Schritt.
Sich auf Nicht-Wissen einlassen
Das Schlimmste, das uns in der Schulzeit passieren konnte, war, dass wir etwas nicht wussten. Sofort prasselten Vorwürfe und schlechte Noten auf uns ein. Natürlich haben wir damit gelernt, dass „Nicht-Wissen“ absolut tabu ist.
Sehr schade, denn damit nahmen uns Lehrer, Eltern und andere Autoritätsperson, die Lust, uns auf ein unbekanntes Terrain zu begeben. Anstatt dieses mit Neugierde und Freude zu betreten, befürchten wir eher ein Mienenfeld und meiden es, wo es nur geht.
Ein neuer Weg ist immer auch ein neues, unbekanntes Gebiet. Wir wissen nicht, was uns erwarten wird. Der alte Weg mag vielleicht nicht der Lieblings-Weg sein, aber er ist zumindest sicher und berechenbar. Allerdings wird sich dann auch nichts verändern.
Mir ist vollkommen bewusst, dass das große Nichts Angst und Unsicherheit auslösen kann. Was wird sein? Werde ich das schaffen? Was werde ich verlieren? Das sind alles Fragen, die auftauchen und auf die es in den meisten Fällen keine Antwort geben wird.
Nur wie sollen wir mit dieser Unsicherheit umgehen?
Vertrauen in uns selbst stärken
Gerade, wenn wir schon lange in einer unbefriedigenden Situation ausharren und schon viel versucht haben, um etwas zu verändern, kann es passieren, dass wir an uns zweifeln und uns der Mut verlässt. Da macht es absolut Sinn, sich einen Weggefährten zu suchen. Das kann ein Kollege, Freund, Partner sein, aber auch ein Coach, Berater, Mentor.
Ganz gleich wer es ist, er wird immer eines versuchen: Das Vertrauen in unsere eigene, innere Stärke aufzubauen. Denn das ist der eigentliche Schlüssel, den wir benötigen, um mit Ängsten und Unsicherheiten umgehen zu können, die uns im unbekanntem Gefilde über den Weg laufen werden. Und sie werden auftauchen, das ist gewiss. Auch wenn wir uns die Veränderung noch so sehr wünschen, es werden Momente des Zweifels auftauchen. Da ist es wichtig, dass wir ausreichend Vertrauen in uns haben, dass wir Gewissheit haben, das was immer auch passiert, wir es schaffen werden.
Wie du dieses Vertrauen in dir stärken kannst, findest du in einem anderen Artikel. Dort gibt es auch zwei Videos dazu.
Manchmal braucht es nur einen Wimpernschlag und alles ist anders. Manchmal benötigt es etwas länger. Aber ganz gleich, wie lange es dauert, es lohnt sich immer aus alten, heute nicht mehr erfüllenden Wegen auszuscheren und einen neuen einzuschlagen.
Auch wenn Ängste oder Unsicherheiten deinen Weg queren, denke daran: Alles was für dich heute ganz normal und selbstverständlich ist, war irgendwann neu und unbekannt. Vielleicht kannst du dich nicht mehr an diese Zeit erinnern, aber alles, was dir heute ganz leicht von der Hand geht, musstest du irgendwann mal lernen. Und das fing beim Gehen an.
Sobald wir uns für Neues öffnen, wir uns auf Unbekanntes einlassen und auf unsere innere Stärke vertrauen (die wir alle zur Verfügung haben), dann ist der neue Weg nur noch eine logische Konsequenz.
Stehst du gerade vor der Entscheidung „alt“ oder „neu“? Oder hast du dir Richtung schon geändert? Wie ist es dir ergangen? Ich freue mich von dir zu lesen, schreibe mir dazu ein paar Zeilen in die Kommentare.
Alles Liebe
Liebe Silvia,
als extrem sicherheitsbedürftiger Mensch fällt es mir schwer, mich auf neue Dinge oder Wege einzulassen aus Angst, das Vorhanden zu verlieren. Erst ganz langsam verändert sich meine innere Einstellung zu neuen Dingen. Dass nämlich neue Wege sehr viele Chancen bieten! Mir hilft auch, wenn ich das Worst-Case-Gedankenspiel mache. Das heißt, ich stelle mir vor, was wohl das Schlimmste wäre, was passieren könnte, wenn ich zum Beispiel diese oder jene Entscheidung treffen. Ein großen Teil kann ich als komplett unrealistisch einstufen und die restlichen Szenarien,die übrig bleiben, die mögen vielleicht unangenehm sein, aber sie werden mich nicht aus dem Leben werfen. Mir hilft dieses Abwägen ungemein.
Viele Grüße
Daniela
Liebe Daniela,
ja, das kann manchmal schwierig und Furcht einflößend sein. Wenn wir uns aber daran erinnern, dass es sich dabei auch immer nur um Gedanken handelt, die nicht die Kraft haben, die Zukunft voraus zu sagen, dann gelingt es uns besser, die Situation mit etwas Abstand zu betrachten :-).
Alles Liebe
Silvia